Das Jahr 531 nach dem Chaos

Januar im Jahr 531 n.d. Chaos

Das neue Jahr hat mit einem Kälteeinbruch begonnen und so ist der Winter nun vollends über das Trawonische Reich hereingebrochen. Der Schnee hat die Spuren der Verwüstung der letzten Monate unter einem weißen Schleier begraben. 

Aus Falden werden immer wieder Sichtungen von Soldaten Torog Nais gemeldet. Diese Versprengten befinden sich offensichtlich auf der Flucht in Richtung Osten, in den trügerischen Schutz der Sümpfe zwischen Kerfrek und dem Dunklen Reich. 

Größere Gefechte haben in diesem Januar an keiner der bisherigen Fronten stattgefunden. Der Krieg liegt scheinbar in seinen letzten Zügen und die Menschen haben einen kurzen Moment Zeit, um innezuhalten, bevor es an die unweigerlich folgenden Aufgaben geht. Es gilt, unser geliebtes Land wieder aufzubauen, die Gefallenen zu begraben und letztendlich zum Alltag zurückzufinden.

Nahe Salzharben hat die Trawonische Armee noch Kontakt zum Feind. Im Laufe des Monats hat er nach und nach seine lebenden Truppen über die Schiffsbrücke über den Arwed verlegt und jetzt, am Ende des Dunklen Rückzuges, sind lediglich mehrere Hundert Untote am rechten Ufer des Flusses verblieben. Ohne die sie beherrschenden Nekromanten sind diese Wesen jedoch keine große Gefahr für eine organisierte Armee und deshalb wurde von der Heeresleitung beschlossen, sich die Zeit zu nehmen und mit größtem Bedacht gegen sie vorzugehen. Diese Aufgabe wird nun den fähigsten Klerikern und Priestern des Reichs überlassen.

Nachdem die Schiffsbrücke für sie keinen Nutzen mehr hatte, haben die Dunklen ihre die Schiffe an Ort und Stelle versenkt und so eine Durchfahrt für die Arwedverteidigung unmöglich gemacht. Es wird Wochen dauern, diese Gefahrenstellen zu räumen.

Die von den Dunklen besetzte Festung Marschen ist vom Faldener Heer und dem Orden der Gerechtigkeit schon seit Mitte Dezember unter Belagerung genommen worden. Berichten zufolge haben sich die Verbündeten Truppen aus Etraklin ebenfalls in Richtung Marschen in Bewegung gesetzt. Einen Angriff auf die Burg wird es so bald sicherlich nicht geben, dieser wäre unter diesen Witterungsbedingungen mit sehr großen Verlusten verbunden. Nachdem wir die Hoheit über den Arwed erlangt haben, sollte es aber nicht allzu lange dauern, bis den Dunklen die Vorräte ausgehen. Bald wird der Krieg endgültig vorbei sein. Bahamuth sei es gedankt, dass wir gemeinsam den Vorstoß der Finsternis zurückdrängen konnten.

Die Akademie zu Stinkelbrunn gibt bekannt, daß sie wieder einen Kongress abgehalten hat. Die Veranstaltung war sehr gut besucht und erfuhr enorme positive Resonanz. Schwerpunkte in diesem Jahr waren „der schwierige Patient“ und die Frauenheilkunde. Kontrovers diskutiert wurden die Thesen „über die Einwirkung des Mondes auf die Körpersäfte und die Verwendung von Lunaboli“; gemäß Dekan Leif Brander würden sie wohl vorerst einer genaueren Überprüfung standhalten müssen, von einer sofortigen Aufnahme als Lehrmeinung der Akademie könne wohl keine Rede sein. Weiterhin gibt es intensivere Verbindungen zum Baron Wirkstroem. Von seiner Baronie wird die Akademie, als Ausgleich für heilerische Lehre, wirtschafltiche Unterstützung erhalten. Gemäß der Tradition konnte der Kongress in einem Tanzabend ausklingen.

Februar im Jahr 531 n.d. Chaos

 

Von den Festungen am Arwed wird berichtet, dass man auf den Mauern des Dunklen Limes beobachten kann, wie dort die altbekannten Patrouillenzeitpläne wieder aufgenommen wurden. Das bedeutet, dass die Dunklen Truppen nach dem Übersetzen wohl nicht mehr hinter dem Limes in Bereitschaft gehalten werden. Man wird in den nächsten Wochen mit Sicherheit herausfinden wollten, ob diese Annahme auch stimmt.

Bei Salzharben haben die Kleriker und Priester unter der Führung des Ordens von Schwert und Kelch hervorragende Arbeit geleistet und bis zum Monatsende alle Untoten in der Region vernichtet und ausgesegnet. Die Leichen der Gefallenen trawonischen Soldaten werden auf Befehl der Heeresleitung nach Aquilda und von dort nach Jerda und Kelreh transportiert und dann auf vielen verschiedenen Friedhöfen begraben. Wohingegen die Körper der Invasoren schlichtweg an Ort und Stelle verbrannt wurden. Seit der Rückkehr Astornoggs möchte man keine Gräber und schon gar nicht nahe der Grenze zu Torog Nai hinterlassen.

März im Jahr 531 n.d. Chaos

 

Die Reichssicherheit hat einige Spione hinter den dunklen Limes geschickt und konnte durch diese bestätigen, dass sich die Fehdearmee des feindlichen Generals Knochenzorn in Auflösung befindet. Sonstige Truppen des Feindes werden nicht hinter dem Limes bereitgehalten, einen erneuten Angriff schließen die Informanten in nächster Zeit damit kategorisch aus. Damit reiht sich Knochenzorn in die Reihe der Dunklen Feldherren ein, die sich am Trawonischen Widerstand ihre fauligen, untoten Zähne ausgebissen haben. 

Am Ende des Monats März erging der Befehl durch den Hohen Bannerherren Rasmus von Rothenburg, die Hilfstruppen der Trawonischen Armee aus der Mobilisierung zu entlassen. Mit ein wenig Glück können die Bürger rechtzeitig zur Aussaat wieder in ihre Dörfer und Städte zurückkehren, die ersten haben damit bereits begonnen.

In Falden und Terwan kommen derweil die Aufräumarbeiten langsam in Gang. Hilfslieferungen und Arbeiter aus den westlichen Provinzen erreichen täglich die verheerten Landstriche und Orte, um mit dem Wiederaufbau zu helfen. 

Auch auf dem Arwed werden Fortschritte vermeldet. Ein schmaler Korridor durch die versenkten Schiffe konnte geöffnet werden. Von Süden sind einige Schiffe der Kleriker der Reinheit mit Arbeitern zur Räumung der Wracks angekommen.

April im Jahr 531 n.d. Chaos

 

Der Kronrat des Trawonischen Reiches hat offiziell den Kriegszustand im Reich für beendet erklärt:

Bürgerinnen und Bürger, Brüder und Schwestern vereint im Glauben, Freunde und Verbündete des Trawonischen Reiches!

Der Tag ist gekommen, an dem wir mit Stolz sagen können, dass wir der Finsternis erneut getrotzt haben. Die letzten zwei Jahre waren eine beschwerliche Zeit und wir alle haben viel verloren. Das Land wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. 

Aber erneut haben wir Trawonier, gemeinsam mit unseren Freunden und Verbündeten, bewiesen, dass wir gemeinsam stärker sind als der Feind.

Heute, am 17. April des Jahres 531 nach dem Chaos können wir endlich durchatmen, nach vorne schauen und an der Seite unserer Verbündeten eine Strategie entwickeln, wie wir den dunklen Feind in Zukunft davon abhalten, unser Reichsgebiet anzugreifen. 

Dafür werden wir unsere Außenpolitik auf die Krisenherde der Mittellande lenken müssen und die Finsternis dort stellen müssen, wo sie versucht Fuß zu fassen: sei es in den ehemaligen Gebieten Terra Nigras, in Grünland und deren Wäldern. In Drakara, Melthron, und den Clanslanden. Wir vergessen nicht Kujavina, und die Gebiete Etraklins, Rabensteins und Akrons. 

Deswegen sagen wir Allen: wenn das Auge Bahamuths morgen das Reich Trawonien in die wärmenden Strahlen seines Lichts hüllt, dann ist ein neues Zeitalter angebrochen! Trawonier werden ausgesandt, und all jenen in den Mittellanden zur Seite stehen, die von der Finsternis bedroht werden. Wir werden nicht zulassen, dass auch nur ein einziges Licht des Widerstandes erlischt!

Das Trawonische Reich hat eine finstere Zeit erfolgreich gemeistert und der Dank gebührt jedem tapferen Menschen, Elf, Zwerg oder Ork, sei er Trawonier oder aus einem Verbündeten Land. Der Kronrat sieht mit Zuversicht in unsere Zukunft und mit Bahamuths Segen werden wir das Land wieder aufbauen und es dabei noch schöner und sicherer machen, als jemals zuvor!

Gegeben durch den Kronrat am 17. April des Jahres 531 nach dem Chaos

Mai im Jahr 531 n.d. Chaos

 

Die Aufräumarbeiten und die Aufarbeitung der Kriegsfolgen schreiten rasch fort. Es scheint, als hätte Bahamuth selbst seine schützenden Schwingen über uns gehalten, denn es wird aus den vom Krieg am schwersten betroffenen Provinzen nur von relativ geringen Verlusten auf Trawonischer oder Verbündeter Seite berichtet. Der größte Schaden wurde an der Infrastruktur, also den Straßen und Brücken sowie an den Kornspeichern angerichtet. Auch die Gebäude der lokalen Milizen der vielen umkämpften Ortschaften wurden in Brand gesetzt. Neben all der Verheerung ist aber auch deutlich geworden, dass die Dunklen an keinem Ort versuchten, errungene Gebiete dauerhaft zu besetzen. Nur der Osten des Kerarweds ist für Trawonien im Moment verloren. Alle anderen Geländegewinne der Dunklen wurden zunichte gemacht. Einzige Ausnahme bleibt außerhalb des Kerarweds noch die Burg Marschen, aber diese liegt bereits unter trawonischer und etrakliner Belagerung.

Herauszuheben sind zudem die Taten von Baron Johann von Lichtenmeer, dessen Lehen in Terwan fast seit dem Beginn des Krieges hinter den feindlichen Linien lag. Sind seine Ländereien heute auch in weiten Teilen verwüstet, der Weiler Dornberg gar bis auf die Grundfeste niedergebrannt, ist es Johann trotz aller Widrigkeiten gelungen, die ihm Schutzbefohlenen Menschen zu schützen. Durch seine weise Voraussicht hat er schon kurz nach Bekanntwerden des Dunklen Angriffs dafür gesorgt, dass sich seine Untertanen nach Westen oder hinter die schützenden Mauern der Feste Lichtenmeer flüchten konnten. Bis zuletzt, als der Feind schon in Sichtweite der Verteidiger auf den Wällen war, ließ er die Tore offen, um auch noch den letzten Schutzsuchenden die sichere Burg erreichen zu lassen. Auch das nach langen Jahren nach Trawonien heimgekehrte Fähnlein hat sich dabei mit seinen Taten ausgezeichnet. Mit vielen Geflüchteten bildeten sie ein Landwehrregiment, das mit Baron Johann von Lichtenmeer an der Spitze sogar einen Angriff auf eine Übermacht der Dunklen bei Salzharben führte. Dabei verpasste er den Dunklen eine so blutige Nase, dass diesen danach für den Rest des Krieges nicht mehr nach Plündern und Brandschatzen der Feste Lichtenmeer war und sie deswegen bis zu ihrem Abzug über den Arwed nicht mehr als nötig unter Druck setzte.

Im Juli hat der Kronrat angekündigt, eine zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Dritten Kerarwed Krieges auf den Feldern außerhalb von Aquilda abzuhalten. Dabei sollen auch  verdiente Soldaten und Offiziere Auszeichnungen und Beförderungen erhalten.  

Eine Delegation des Kronrates um den Reichsritter Ottokar von Altenbrunn, die Gräfin Elydia von Weltengrund und die Baronin Mechthilde von Albingen reisen nach Rayon, um ihrer Majestät Königin Celeste von Rayon, Gemahlin unseres geliebten Königs Dragan I, die weiterhin bestehende enge Verbundenheit des Trawonischen Reiches zu zeigen.

Die Geschichte vom Tode König Dragans des I von Trawonien

Aufzeichnungen des Markus von Sperlingsberg,
Ritter des Orden Achenars

über den Feldzug der Fehdearmee des Tool’Shar Nai Sha’id in den Wäldern von Grünland