Das Jahr 527 nach dem Chaos

Januar im Jahr 527 n.d. Chaos

Gemeinsam mit Einheiten der Kleriker der Reinheit haben die Truppen Ridans die Grenze zur Provinz Nalven bei der Stadt Nalenur überschritten und damit begonnen die Provinz zu besetzen. Angeführt von der Herzogin von Ridan, Migrane de Uhlan von Hohenrechenberg und ihrem Ehemann dem Herzog von Nalven, Nicholas von Brunn trafen die vereinten Armeen auf so gut wie keinen Widerstand. 

 

Beim durchqueren der Grafschaft von Jerana war Graf Bertram Berggräber der erste der Adligen Nalvens, die dem neuen Herzog Nicholas von Brunn den Treueeid erneuerte.

 

Das Einrücken der Truppen Ridans wurde schon einige Tage vorher angekündigt und so wurden sie an manchen Orten sogar mit den Bannern Ridans und der Kleriker freudig empfangen. An mehr Orten als man vermuten möchte wurden dafür allerdings keine neuen Banner genäht, sondern die alten Banner aus den schweren Truhen auf den Dachböden oder den Kellern geholt.

 

Damit steht die Provinz Nalven de facto unter der Herrschaft der Herzogin von Ridan und ihren Verbündeten. Einzig der Militärhafen, der Teil des Zwillingshafens der Stadt Nalven ist, hat sich nicht den einrückenden Truppen ergeben. Andere militärische Stellungen der Trawonischen Armee haben sich ohne Widerstand ergeben und ihnen wurde der freie Abzug nach Rest Trawonien gewährt. Die Bewaffnung der sich ergebenden Armee wurde aber einbehalten.

 

Ab sofort sind an den Provinzgrenzen Nalvens genauso Truppen stationiert wie in Ridan und es wird ganz genau kontrolliert wer einreisen möchte. Bisher scheint aber zumindest der Handel über den Zwillingshafen ohne Störung weiter zu laufen.

 

Februar im 527 Jahr n.d. Chaos

Nach der Besetzung der Provinz Nalvens hat der Kronrat eine Verlautbarung verbreiten lassen:

 

“Der Kronrat Trawoniens verurteilt die Handlungen von Herzogin Migrane de Uhlan von Hohenrechenberg und von Herzog Nicholas von Brunn zutiefst. Das Kontrollen an den Grenzen der Provinzen zum Rest des Landes Trawoniens stattfinden und damit das freie Wegerecht beeinträchtigt wird stellt die territoriale Einheit Trawoniens selbst in Frage und ist als solches nicht hinnehmbar. Der Kronrat fordert die Herzöge Nalvens und Ridans dazu auf, die Truppen an den Grenzen sofort abzuziehen und erst danach ist der Kronrat bereit sich auf der Feste Stauffenburg des Orden Achenars zu Gesprächen mit den Herzögen Ridans und Nalvens einzufinden.

 

Auch die Beherbergung der aus dem Reichsgebiet Trawoniens verbannten Kleriker der Reinheit ist weiterhin eine offene Missachtung des vom Kronrat gemeinsam erlassenen Ediktes und wird nun durch Schließung des Wolkenpasses über die Schlucht von Murach in das Heilige Reich des Mortem Nachdruck verliehen. Kein Handel und auch kein Nachschub wird durch das Königreich Trawonien zu den Truppen der Kleriker der Reinheit fließen. Der Kronrat fordert die Kleriker dazu auf, sich aus dem Reichsgebiet Trawoniens zurück zu ziehen.”

 

Berichte aus den besetzten Gebieten sprechen bisher von einer weitgehend entspannten Situation. Es gibt an den Grenzen der Provinzen Nalven und Ridan feste Übergänge die von Einheiten der Nalvener und Ridaner Armee befestigt werden, aber nach der Verlautbarung des Kronrates sind die Grenzen für den Warenverkehr und auch den Personenverkehr wieder geöffnet. Der neue Termin für ein Treffen zwischen dem Kronrat und den Herzögen aus dem Süden ist nun der 3. März. 

 

Seit der Öffnung überqueren auch wieder mehr Leute die Grenzen. Aber nicht nur vom Süden in den Norden, auch in umgekehrter Richtung haben Menschen sich auf den Weg gemacht um sich in die Gebiete der Kleriker zu begeben.

 

Am 30. und 31. Januar fanden in Teilen Trawoniens die Feierlichkeiten zum Hochfest der Lanze statt. Hierbei wird der Lanze Sorans gedacht, die er auf unserer Welt zurückließ, damit die Menschen ihn nicht vergessen würden. Das Fest wird heutzutage meist eher einfach begangen. Die Dorfbewohner treffen sich in einer großen Scheune, der Priester spricht ein paar Worte und dann wird gemeinsam gegessen. Dazu gibt es für alle ein Glas Wein, mit dem wird Soran dafür gedankt, das er den Menschen ein Licht in der Finsternis hinterließ. Währenddessen dürfen die Kinder regional unterschiedlich die verschiedensten Spiele austragen. 

 

Im Norden wurde es auch in diesem Jahr so gefeiert, aber aus Nalven und Ridan erreichten uns allerdings Gerüchte, das es dort sehr strikt zugegangen sein soll. Das gesellige Beisammensein entfiel ebenso wie die Spiele für die Kinder. Stattdessen waren die Menschen in den Tempeln und es wurden die Schriften rezitiert. Danach gab es eine gemeinsame Meditation und abschließend wurde als Dank für Soran Wein vergossen. Auch wenn viele der jungen Leute enttäuscht über diese Änderung waren, haben sich scheinbar doch einige über diese neue Ernsthaftigkeit des Glaubens gefreut.

Auch vom Orden von Schwert und Kelch gibt es in diesem Monat Neues zu vermelden. Pater Anselm, der langjährige Großmeister des Schwertes hat alle Ordensbrüder und Schwestern für den Mai zu einem Konventus nach Prahtanperk geladen. Es solle sich Gedanken über seine Nachfolge gemacht werden. Im Rahmen des Konventus sollen sich geeignete Kandidaten im Kampf, der Strategie und dem Glauben beweisen um so in die engere Auswahl aufgenommen werden zu können.

 

Aus dem Norden vermeldet der Odem Bahamuts, das er übelst eingeschneit worden sei auf den Ebenen von Kilghard in den Nordlandclans. Man sei froh, dass man den Truppen vor dem Abmarsch aus der Festung Felsenklamm in weiser Voraussicht auch ordentliche Winterkleidung zugeteilt hatte. Bisher habe man noch keinen weiteren Angriffsbefehl erhalten. Die Verluste sind überschaubar und man freue sich dies vermelden zu können.

März im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Am 3. März fanden in dem kleinen Ort Masel, gelegen in der Baronie Waldenthal im Süden Terwans, das Krisentreffen des Kronrates mit den Herzögen von Ridan und Nalven statt. Der Orden Achenars wurde gebeten für die Dauer dieser Zusammenkunft für die Sicherheit aller Anwesenden Parteien Verantwortung sorgen und hat deshalb den genauen Ablauf in den letzten Wochen akribisch vorbereitet. 

 

Die Herzogin Migrane de Uhlan und der Herzog Nicholas von Brunn erschienen in Begleitung von Maria-Regina de Corezza, einer Priesterin der Kleriker der Reinheit, die auch als deren offizielle Vertreterin fungierte. Für den Kronrat waren der Hohe Bannerherr Rasmus von Rothburg und der Herzog Aramäus vom Blutenden Stein angereist. 

 

Auf der Tagesordnung standen die kürzlichen Grenzschließungen der Provinzen Nalven und Ridan zum Rest Trawoniens, die fortdauernde Anwesenheit der Kleriker der Reinheit auf Trawonischem Reichsgebiet und die anhaltende Blockade der Trawonischen Hochseeflotte im militärischen Teil des Zwillingshafens von Nalven. 

 

Der Militärhafen wird seit der Besetzung der Stadt Nalven durch eine gemeinsame Flotte von Schiffen unter den Flaggen der Kleriker der Reinheit, Nalvens und Ridans blockiert. Der Admiral der Trawonischen Hochseeflotte, Don Miguel, der just zu diesem Zeitpunkt bei einem Truppenbesuch im Hafen war, weigert sich weiterhin, die Garnison aus dem Militärhafen abzuziehen und diesen an die Besatzer zu übergeben.

 

Die Gespräche waren im Vorfeld auf zunächst drei Tage angesetzt worden und sollten somit bis zum 6. März andauern. Am Morgen des 6. wurde eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht in dem der Kronrat und die Herzöge aus dem Süden in einigen Punkten überraschend eine Einigung verkünden konnten:

 

    • Die Grenzen der Provinzen Ridan und Nalven zum Rest des Trawonischen Reiches bleiben für den Personen und Warenverkehr weiterhin geöffnet. Bewaffnete Truppen dürfen aber bis auf Weiteres nicht vom Norden in den Süden und umgekehrt passieren.
    • Die Blockade des Nalvener Militärhafens wird aufgegeben. Die Schiffe der Trawonischen Hochseeflotte sollen in den Hafen der Baronie Greifenfels verlegt werden. Der Militärhafen selbst wird an die Nalvener Seegarde übergeben.
    • Über den Status der Kleriker der Reinheit gibt es bisher jedoch keine Einigung. Die Herzöge aus dem Süden sind nicht bereit ihre Verbündeten des Landes zu verweisen. Sie seien genau wie alle anderen auch Brüder und Schwestern im Glauben an unseren Herren Bahamuth und bereit Seit an Seit mit dem Trawonischen Volk gegen die Finsternis zu stehen. Ein Bruch mit dem Heiligen Reich des Mortem würde das Licht im Angesicht der Bedrohung aus dem Dunklen Reich schwächen.

 

Somit scheint für den Moment der Konflikt zwischen dem Kronrat und den Herzögen aus dem Süden entschärft zu sein und der Kronrat und auch die Herzöge scheinen bemüht zu sein, diesen Kompromiss als großen diplomatischen Erfolg zu verkaufen. Beide Parteien beharren weiter darauf, die Spannungen friedlich beilegen zu wollen.

 

Verwunderlich scheint einzig das überraschend leichte Einlenken des Kronrates zu sein. Es war erwartet worden, das der Kronrat in deutlich stärkerer Position in diese Verhandlungen gegangen war. Am Ende waren die Entscheidungen allerdings zu einem großteil zu Gunsten der Herzöge aus dem Süden ausgefallen. Vielleicht gibt es im Hintergrund ja noch andere Abreden, die nicht offiziell verkündet worden sind, aber bisher scheint es als hätte der Kronrat dieses erste diplomatische Ringen verloren.

 

April im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Am 12. April wurde ein Vorfall im Südwesten Kerarweds publik. Dort waren das 1. Reichsregiment Aquilda und das 8. Reichsregiment Jerda in der Nacht zum 4. März am Ufer des Neiderbach nach Süden auf die erst vor wenigen Jahren neu gegründeten Stadt Prado sin Piedras zu marschiert. Sie sollten wohl die dortigen Felder besetzen und damit die Nahrungsmittelversorgung der Trawonischen Armee sichern und den Süden unter Druck setzen. 

 

Prado sin Piedras wurde noch vom kürzlich verstorbenen Herzog Leomar I von Hohenrechenberg gegründet. Schon kurz nach der Befreiung Kerarweds hatte des Herzogshaus von Ridan sehr viel Geld in den Wiederaufbau Kerarweds investiert und deswegen war die Stadt Prado sin Piedras danach zwar offiziell Teil der Verantwortung des Hohen Bannerherren, aber de facto unter der Verwaltung Ridans. Seither wird dort ein erheblicher Teil der Nahrung für den Kerarwed und Ridan produziert und dadurch die Abhängigkeit Ridans von den Feldern Terwans deutlich verringert. 

 

Im Schutze der Nacht marschierten die beiden Regimenter, zusammen mehr als 2000 Mann, an den Feldern entlang, bis sie die Drensteinfurt nördlich von Prado sin Piedras erreichten. Nachdem sie dort den Neiderbach gequert hatten, wurden sie allerdings von einer vereinten Armee des Südens überrascht. Mit auch noch mehreren hundert Mann Reiterei an den Flanken, sahen sich die Reichsregimenter einer Übermacht an Soldaten gegenüber. Und dann wurde ihnen auch noch der Rückzugsweg über den Fluss abgeschnitten, denn dort hatten sich Soldaten in den Feldern verborgen und zeigten sich nun der Armee des Nordens.

 

Der Kommandant der Reichsgarde, Obristfeldhauptmann Bestlin Strenner, erkannte seine ausweglose Situation schnell und hatte wohl auch den Befehl einen offenen Kampf zu vermeiden. Deshalb ergab er sich der deutlichen Übermacht kampflos. Nachdem er und seine Truppen entwaffnet worden waren, wurden sie von der Armee aus dem Süden an die Grenze nach Terwan begleitet und dort freigelassen.

 

Dieser Vorfall scheint auch das Gleichgewicht auf der Zusammenkunft in Masel zu Gunsten der Kleriker verschoben zu haben.

 

Aus dem Hohen Norden hat uns ein Bericht der Truppen des Odem Bahamuths erreicht. Die Legionäre waren an einer Schlacht in den Nordlandclans gegen eine Horde Schwarzorks beteiligt. Dabei konnten Sie sich bei der Verteidigung der Schwarzflutfurt auszeichnen, bei der aber auch einige der Legionäre fielen. Sie haben den Blutpreis gezahlt, damit ihre Seelen in die Goldene Stadt aufgenommen werden können. Mögen die Hallen der Erinnerung der Feste Felsenklamm Ihren Heldenmut für die Nachwelt festhalten.

 

Mai im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Nach der Einigung von Masel hat sich die Lage in Trawonien weiter entspannt. Der freie Waren- und Personenverkehr ist wieder überall gewährleistet und es gibt aus dem gesamten Reichsgebiet keine Berichte über weitere Konflikte zwischen dem Süden und dem Norden.

 

Mit der Aufgabe der Blockade hat die Trawonische Hochseeflotte den Militärhafen Nalvens an die Armee aus dem Süden übergeben und wurde in die Werften der Baronie Greifenklamm verlegt. Dort wurden nun neue Baracken in Auftrag gegeben, um als Unterkunft für die zahlreichen Marinesoldaten der Flotte zu dienen. Vorerst wird dies der offizielle Heimathafen der Trawonischen Hochseeflotte werden und auch Admiral Don Miguel wird dort sein Quartier aufschlagen.

 

Aus Aquilda gibt es weiterhin positive Bekundungen zur politischen Situation. Der Hohe Bannerherr hat in einer Rede zum Tag des Erwachens in der Hauptstadt von einem Durchbruch in den Beziehungen des Nordens und des Südens gesprochen.

 

Auch im Süden wurde der Tag der Reinigung gefeiert und dort wurde ebenfalls ein versöhnlicher Ton angeschlagen. Die Einigung von Masel sei ein wichtiger Schritt gewesen, die Kleriker der Reinheit wieder in das Land Trawonien zu integrieren und in Zukunft wird ein vereintes Licht die Finsternis vor sich her treiben und unserem Herren Bahamuth den Weg auf unsere Welt ebnen.

 

Aus dem Hohen Gericht zu Aquilda wird von einer brandaktuellen Verhandlung berichtet. Bei dem Prozess geht es um einen lange schwärenden Grenzkonflikt zwischen der Provinz Xanadien und dem Heiligen Reich des Mortem.

 

Der xanadische Almbauer, Xaver Gerngruber, hat sich vor dem Gerichte beschwert, ob des angeblich umgesetzten Gipfeldreiecks des allseits bekannten Finsterzipfels. Es sei bisher immer sechs Stäbe weiter gen Mortem gelegen als er es vor einer Woche besucht hat. Er behauptet, jemand hätte es über Nacht versetzt. Der für das Heilige Reich des Mortem herbeizitierte Almbauer Aloysius Geilgerber bestreitet diese Tatsache, das Gipfelkreuz hätte sich nicht bewegt, denn er habe Dokumente seines Vaters, die das Gegenteil belegen.

 

Besondere Aufmerksamkeit bekommt dieser Fall deswegen, da es sich um den im Heiligen Reich des Mortem Sonnenberg und in Xanadien Finsterzipfel genannten Gipfel handelt. Schon seit Jahrhunderten wurde immer wieder über diesen Berg gestritten, obwohl der Gipfel für Außenstehende keinerlei Wert zu haben scheint, von der schönen Aussicht mal abgesehen. 

 

Das Gericht hat die Entscheidung in diesem Fall vertagt und es wurde eine Einheit Landvermesser nach Xanadien geschickt. Dort sollen sie die Dokumente und Aufzeichnungen prüfen und mit realen Messungen vergleichen, damit dieser Prozess ein gerechtes Ende finden kann.

 

Juni im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Aus dem Zwillingshafen wird berichtet, dass nach der Übergabe des Militärhafens an die Herzöge aus dem Süden, die belagernde Flotte die Hafenanlagen in Besitz genommen hat und die Mannschaften die dortigen Quartiere bezogen haben. Die Krise, die die Stadt vor einigen Tagen noch in ihrem Bann gehalten hat, scheint sich vollständig aufgelöst zu haben. Das Leben der Menschen von Nalven hat sich für die meisten seiner Bewohner nicht weiter verändert und sie sehen der Zukunft wieder mit mehr Optimismus entgegen.

 

Zwei Wochen nach der Übergabe wurde die Ankunft einer neuen Flotte der Kleriker der Reinheit aus dem Zwillingshafen beobachtet: rund fünf dutzend weitere Schiffe der Kleriker der Reinheit im Hafen gingen im Militärhafen vor Anker. Es scheint sich bei ihnen um Transportschiffe zu handeln, sind sie doch mit breitem Rumpf gebaut und sind im Gegensatz zu den bisher beobachteten Schiffen der Kleriker eher träge und langsam. Sie scheinen allerdings keine Ladung gebracht zu haben, liegen sie doch alle sehr hoch im Wasser.

 

Am 22. Juni wurde eine dringliche Sitzung des Kronrates einberufen. Der Sommerurlaub einiger hoher Beamter musste wohl unterbrochen werden und am 27. Juni fand die Sitzung in Aquilda unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Gerüchteküche in der Hauptstadt brodelt wie schon lange nicht mehr und die Spekulationen reichen von einem Angriff der Dunklen im Osten Kerarweds bis zu einem Einfall der Kleriker in Kerdrabol. Auch abwegige Theorien, wie die Sichtung eines Drachens in Xanadien oder eine Gefahr für die Trawonischen Handelswege durch ein mächtiges Seeungeheuer wurden nach dem ein oder anderen Bier in den zahlreichen Tavernen diskutiert. 

Fakt ist bisher nur, das auch hohe Vertreter der Herzöge aus Nalven und Ridan in Aquilda gesehen wurden, die wohl ebenfalls an der Dringlichkeitssitzung teilnahmen. Es wird erwartet, das der Kronrat in den nächsten Tagen eine offizielle Verlautbarung verbreiten lassen wird.

Juli im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Es gibt Neues über die Dringlichkeitssitzung des Kronrates zu berichten. Wenn auch die Entfernung zu Terra Nigra in direkten Meilen gemessen nicht sehr weit ist, so ist eine Reise von dort über das Meer eine Weltreise. Und nur so ist es zu erklären, warum die Nachricht vom dort schon vor einigen Jahren ausgebrochenen Krieg zwischen den Adeligen Terra Nigras so lange gebraucht hat, bis sie nun endlich den Hof in Aquilda erreicht hat. 

 

Diese Nachricht kam in Form eines Hilferufs aus der Feste Sturmfels vom Ordens des Platindrachen aus Karadon. Aus allen Ecken des Trawonischen Reiches haben die Menschen den eingetroffenen Flüchtlingen aus Terra Nigra bereits ihre Hilfe zugesagt und das Ratsamt ist bereits dabei diese zu koordinieren. Auch wird dort darüber diskutiert, wo man für die Flüchtlinge in Trawonien eine neue Heimat finden könnte.

 

Der Kronrat hat auf Grund der Ereignisse  im Anschluss seiner Dringlichkeitssitzung eine Verlautbarung veröffentlicht:

 

“Mit größter Sorge haben wir die Kunde vom Zerfall des Königreichs Terra Nigra vernommen. Wir verurteilen die Gewalt, die den dort lebenden Anhängern unseres Herren Bahamuths widerfahren ist und bieten jedem von dort Flüchtenden im Trawonischen Reich einen sicheren Hafen vor den Schergen der Finsternis und dem Chaos. 

Mit großer Aufmerksamkeit werden wir weiterhin die Geschehnisse in Terra Nigra und seinem Nachbarland Melthron beobachten und unsere Bemühungen verstärken, den Menschen dort in ihrer Not beizustehen. 

Der Kronrat hat einstimmig beschlossen, die Bestrebungen des Heiligen Reichs des Mortem zu unterstützen, aktiv die Grenzen im Norden ihres Reiches für die Flüchtenden zu öffnen und einen sicheren Korridor für sie zu etablieren.”

 

Die Stimmung im Trawonischen Reich ist trotz der beunruhigenden Nachrichten aus den nördlichen Nachbarländern überaus gut. Die Kunde einer aufziehenden Bedrohung durch die Finsternis haben die Gefahr eines Bürgerkrieges in den Köpfen der Bürger und wohl auch bei allen Anhängern unseres Herren Bahamuths in den Hintergrund gedrängt. 

 

Aus Karadon sind uns weitere Details zu den über das Meer angekommenen Flüchtlingen zu Ohren gekommen. Als Organisator und Finanzier der Flucht wird ein Herrn Gieselmar von Tauenficht zu Mallundona aus Terra Nigra genannt. Dieser hat in einem den Tugenden Bahamuths folgenden Akt der Menschlichkeit, all jene über das große Meer an die Gestade Trawoniens gebracht die er mitnehmen konnte und hat dabei all sein Hab und Gut eingesetzt um ihnen die Überfahrt in die Heimstatt ihres Glaubens an den Herren Bahamuth zu ermöglichen.

August im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Der August war in diesem Jahr von ungewöhnlich starken Regenfällen gezeichnet. Viele der Ströme im Westen des Reiches haben neue Höchststände erreicht und vielerorts mussten die Menschen mit teils verheerenden Überschwemmungen kämpfen. Nicht mal die Bauern konnten sich über den zusätzlichen Regen freuen, wurden doch von dem andauernden Starkregen große Teile ihrer Ernten vernichtet.

 

Durch das Heilige Reich des Mortem werden seit Kurzem Flüchtlinge aus dem ehemaligen Terra Nigra, von Einheiten der Kleriker der Reinheit geschützt, nach Trawonien gebracht. Die meisten der Geflüchteten wollten nach ihrer Ankunft nicht über ihre Erlebnisse auf der Flucht sprechen. Viele scheinen sehr stark verstört zu sein und ein Teil ist bei schlechter Gesundheit. Es sind aber bereits Priester unseres Herren bei ihnen, die Beistand und Seelsorge in diesen finsteren Stunden geben können. Möge der Platingeflügelte sich ihrer erbarmen.

Für den Moment wurde nahe der Stadt Kalen, am Ufer des Wolfsees, ein vorläufiges Lager für die Flüchtlinge errichtet. Hier sollen sie zunächst mit dem Nötigsten versorgt werden, bevor für sie eine neue Heimat gefunden wird. Aus dem ganzen Trawonischen Reich wurden Hilfszusagen gemacht, allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis diese bei den Bedürftigen eintreffen.

 

An den adeligen Höfen im ganzen trawonischen Reich hört man neuerdings immer öfter den Namen von Tauenficht! Es wird hinter vorgehaltener Hand darüber getuschelt, dass dieser Ritter ein alleinstehender Witwer sei und was er denn für ein feines und stattliches Mannsbild sei.

 

Aus dem Zwillingshafen wurde am 26. August davon berichtet, dass die Flotte der Kleriker mit fast all ihren Schiffen mit unbekanntem Ziel ausgelaufen ist.

 

September im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Beunruhigende Neuigkeiten haben uns aus der Provinz Kelreh erreicht. Die Flotte der Kleriker der Reinheit ist offensichtlich nach Westen gesegelt und hat mit ihren Kriegsschiffen die Trawonische Hochseeflotte in der Bucht der Baronie Goldgrund mit einer Blockade belegt. Die Transportschiffe sind danach mit einigen schnellen Eskortschiffen weiter in Richtung der Provinz Karadon gesegelt und haben dort die Mündung des Jarads angesteuert.

Am 2. September, zur Mittagszeit, passierten sie, unter den ungläubigen und staunenden Blicken der Einwohner, die Stadt Karadon und segelten weiter durch den in den letzten Jahren stark ausgebauten Strom in Richtung des trawonischen Protektorates Ronin.

Augenzeugen aus der Provinzhauptstadt berichten davon, dass sie noch nie in ihrem Leben so viele Schiffe gleichzeitig auf dem Jarad gesehen hätten, manche behaupten sogar es wären weit über sechzig Schiffe gewesen! Die Flotte soll aus großen Transportschiffen und einigen kleinen Eskorten bestehen, so wurde es von den Kardonschen Bürgern einheitlich berichtet.

Mit der Bevölkerung Karadon gab es jedoch keinen direkten Kontakt, die Schiffe segelten ohne Unterbrechung und auch ohne Zwischenfall unter dem Banner Ridans und der goldenen Sonne der Kleriker der Reinheit durch die Provinz Karadon und verschwanden in den Abendstunden in den Bergen, die Amatyrill im Norden zu Karadon abgrenzen. Durch die vielen Schiffe kam der normale Flussverkehr an diesem Tag fast vollständig zum erliegen.

Einige Tage nach diesem denkwürdigen Ereignis kamen aus dem Protektorat Ronin keine Schiffe mehr den Jarad herunter. Zur Sicherheit wurde daraufhin der gesamte Flussverkehr nach Ronin von Herzogin Eloana eingestellt und eine Einheit der Karadonschen Armee wurde zu Fuß nach Ronin entsandt. Auch wurde ein Pfeil des Wassers der Elfen aus Amatyrill den Jarad hinauf geschickt um nach dem Rechten zu sehen. Die Elfen genießen ja seit jeher den besonderen Respekt der Kleriker der Reinheit. 

Das Trawonische Reich hält gesammelt den Atem an und wartet ungeduldig und mit einem Gefühl der Sorge auf Neuigkeiten aus der westlichsten Provinz des Landes. Möge Bahamuth uns allen den richtigen Weg weisen und mögen besonnene Köpfe die richtigen Entscheidung treffen.

Am Ende dieses Septembers steht das Trawonische Reich an einem Scheideweg und niemand weiß so richtig, wohin das Schicksal uns führen wird.

Oktober im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Weiterhin kommen keine Schiffe mehr den Jarad herunter. Durch die Kundschafter der Elfen aus Amatyril, konnte man den Grund dafür auch schnell in Erfahrung bringen. Bei ihrer Fahrt mussten die Kleriker auch die letzte verbliebene Flusspforte des Jarads passieren. Diese  waren früher unerläßlich um den Schiffsverkehr zu lenken und die Untiefen und Riffe im Fluss zu umfahren.

So manches Bergdorf verdiente sich durch diese Lotsendienste eine gutes Auskommen. Berichten zufolge wurde die Flusspforte in Sennpfort dabei von der Flotte der Kleriker gesprengt, nachdem diese nicht für die ankommenden Schiffe geöffnet wurde. Die Trümmer der Flusspforte trieben dann flussabwärts und haben sich dann verkantet und damit den Strom unpassierbar gemacht. ( Augenzeugenberichte aus Sennpfort: Hügelschafer / Murmelspießer )

Die Flotte der Kleriker konnte ihren Weg allerdings ohne Probleme fortsetzen. Die Herzogin Eloana hat bereits einige Holzfäller und Flößer damit beauftragt, die Situation vor Ort zu untersuchen und den Fluß möglichst schnell wieder schiffbar zu machen.

Aus Ronin selbst wird es deswegen noch eine Weile dauern, bis sich Neuigkeiten in Trawonien verbreiten, ist der Jarad doch die Lebensader, die das Protektorat mit dem Rest des Reiches verbindet. Die Truppen, die zu Fuß nach Ronin unterwegs sind, werden wohl erst Ende Oktober in der Stadt Ronin eintreffen.

November im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Ist dies die oft bemühte Ruhe vor dem Sturm, der bald über das Trawonische Reich hinwegfegen wird?

 

Seit vier Wochen hatte man aus Ronin nichts mehr gehört, doch nun, Mitte November, haben endlich wieder Handelsschiffe den Hafen Karadons vom Norden her erreicht. Sie berichten davon, dass die Flotte der Kleriker den Loch Kirkinti durchquert und weiter flussaufwärts die Stadt Ronin passiert hätten. Scheinbar haben die Kleriker sich auch nicht für Ronin interessiert, gab es dort ebenfalls keine Berichte über einen Kontakt mit der Bevölkerung. 

 

Nördlich der Stadt Ronin gibt es eigentlich nur noch eine größere Stadt, Dalavich, die am Fuße des Gebirges liegt, aus denen der Jarad entspringt. Was haben die Kleriker nur vor?

 

Seit Anfang des Monats sind die Temperaturen im ganzen Reich nahe des Gefrierpunktes gefallen. Die meisten Gebirge sind bereits von Schnee bedeckt. Vom Blauen Turm in der Hauptstadt kann man in der Ferne die gezuckerten Prahtanperker Tafelberge erkennen.

Dezember im 527 Jahr n.d. Chaos

 

Der Winter ist endgültig über Trawonien hereingebrochen. Das ganze Land ist von einer rein weißen, in der Sonne glänzenden, Schneeschicht bedeckt. Der Handel ist weitestgehend zum erliegen gekommen, wer nicht nach draußen muss, bleibt an Kamin oder Feuerstelle sitzen um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben.

 

Der Schiffsverkehr ist jetzt sogar auf den größten Strömen des Reiches nicht mehr möglich, Flüsse in den höheren Regionen sind vollständig zu Eis erstarrt. Mit dieser Starre ist auch die Verbreitung von Neuigkeiten eingeschlafen und so gibt es an dieser Stelle nicht viel zu berichten. Abgesehen von den Kindern, die vor meinem Fenster morgens schon sehr früh regelmäßig eine Schneeballschlacht veranstalten.