Das Jahr 529 nach dem Chaos
Januar im Jahr 529 n.d. Chaos
Noch immer gibt es kein Eis und keinen Schnee in Trawonien! Die Bauern stellen sich bereits auf ein erhöhtes Ungeziefer aufkommen schon im Frühling ein!
An den niedrigen Temperaturen erfreuen sich dagegen die Händler, die über ungewöhnlich regen Handel in den Wintermonaten berichten. Die eisfreien Gewässer des Landes machen Schifffahrten mit Ladungen voller Handelsgüter jederzeit möglich.
Viele Bauern sichten schon ihr Saatgut für die erste Ernte im neuen Jahr. Einerseits würde das Wetter eine sehr frühe Aussaat zulassen, andererseits hat das feucht-milde Wetter einiges an Saatgut durch Pilzbefall verderben lassen.
Auch wird das allzeit gefürchtete Mutterkorn in vielen Saatgutsäcken herausgesiebt, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Die Apotheker hingegen können wieder mehr Schmerzmittel produzieren, was den Preis am Markt etwas sinken ließ.
Aus eben jenen Gründen hat der Kronrat beschlossen, einen Aufruf an unsere Nachbarländer zu schicken:
“Das Trawonische Königreich bittet seine Nachbarn, seine Verbündeten und alle lichten Reiche darum, die Einfuhr von Nahrungsmitteln nach Trawonien zu verstärken! Das Hochwasser des letzten Jahres und die sich nun abzeichnende Dürre werden heuer für eine angespannte Situation auf dem Nahrungsmarkt sorgen
Deswegen ordnet der Kronrat an, dass ab sofort die Importzölle für alle Waren erlassen werden, die für die Versorgung der Bevölkerung bestimmt sind und dass deren Ausfuhr bis auf weiteres verboten ist.
Länder, die sich bei diesen wichtigen Importen besonders hervortun sollten, erhalten von der Krone den Status eines Privilegierten Handelspartners verliehen, der ihnen für den Zeitraum des Jahres 530 eine Erlassung jedweder Einfuhr und Ausfuhrzölle um die Hälfte ermöglicht.“
Gegeben zu Aquilda am 23. Januar des Jahres 529 durch den Kronrat Trawoniens
Man sollte solchen unwichtigen Nachrichten ja eigentlich keine Aufmerksamkeit schenken, aber aus Gründen der Vollständigkeit. Die Alternative-Eisschwimmmeisterschaft im Faldener Flachweiher endete nicht annähernd so wie es sich der Initiator vorgestellt hatte! Trotz seiner überragenden Schwimmleistung im eiskalten Wasser und seinem erneuten Sieg hat die Eisschwimmmeisterschafteneiswasserkommission das Rennen nachträglich für ungültig erklärt! Die Eisdichte des Wassers war zum Zeitpunkt des Rennens nicht innerhalb des Eisschwimmmeisterschafteneiswasserkommissionsstandards!
Februar im Jahr 529 n.d. Chaos
Ein paar Bauern haben tatsächlich sehr früh mit dem Einspannen der Rösser angefangen und bringen bereits das Saatgut unter die Erde.
Zugvögel, die dieses Jahr nicht das Land für wärmere Gefilde verlassen haben, zeigen ungewöhnliches Verhalten. Man hört aus so manchen alten Nestern des letzten Jahres das hungriges Zwitschern einer dritten Brut, die Ende Januar geschlüpft ist.
Die nicht verkaufte Winterkleidung der vergangenen Saison wird auf den Märkten im ganzen Land zu Tiefstpreisen feilgeboten.
März im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Frühling in diesem Jahr ist wie der Winter zuvor nahezu ausgeblieben und aus einem langen Herbst sind wir nun erneut im Sommer erwacht. Das ganze Land stöhnt unter einer so noch nie dagewesenen Hitzewelle. Waren im Vorjahr die Flüsse über die Ufer getreten, so schlängeln sich heuer teilweise nur Rinnsale aus den Bergen in die Täler.
Vielerorts kann man in den ausgetrockneten Flussbetten Steine mit Wasserstandsmarken aus vorvergangener Zeit finden, die kein heute Lebender jemals gesehen oder vermutet hatte. Auch der Arwed, Trawoniens längster Fluß, vermeldet immer neue Tiefststände und die Schiffe der trawonischen Marine, die dort für den Schutz gen Torog Nai sorgen, können auf Grund des Niedrigwassers ihre Häfen nicht verlassen.
In den Messen der Priester ist momentan das Erbitten von baldigem Regen das häufigste Thema. Möge uns Antardes Aquillor die Gabe des Wassers schenken und dem Leiden der Menschen, den Pflanzen und den Tieren ein Ende setzen. Bahamuth erhöre uns!
April im Jahr 529 n.d. Chaos
Aus dem Osten des Reiches wird vermeldet, dass die Kleriker der Reinheit den niedrigen Stand des Arweds genutzt haben, um den dunklen Limes im Kerarwed zu attackieren. Offensichtlich haben sie die dunklen Truppen dort überrascht und es konnte ein Brückenkopf auf der Ostseite des Arweds, nahe dessen Mündung in das Kristallmeer, etabliert werden. Daraufhin konnten zusätzliche Truppen und auch Material von der See aus nachgeholt werden. Alles scheint schon von langer Hand geplant worden zu sein!
In der Stadt Kelreh, stets die Vorreiter in Sachen der trawonischen Mode, werden bereits die neuen Gewandungen für die Sommersaison in die großen Schaufenster der bekannten Schneidermeister gestellt. In diesem Jahr trägt man vor allem kurz, die Farbe der Wahl ist blau! Die Priesterschaft und vor allem die Nonnenschulen sind entsetzt, da sich die Menge und Länge des Stoffes der Beinkleider und Röcke den viel zu hohen Temperaturen angepasst hat. Manche Schulklassen der Nonnenklöster und Priesterseminarausflüge werden deswegen weiträumig um diese Modegeschäfte geleitet. Carlos Vasquez, ein bekannter Schneidermeister, sagte auf Nachfrage folgendes: “Wer heute noch eng geschnürte Kleider, spitzenverzierte Gehröcke oder gar Puderperücken trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!” Man wird sehen, was das Praeceptum dazu sagt!
Mai im Jahr 529 n.d. Chaos
Ein mächtiger Murenabgang in Ra’kahal hat im letzten Monat stattgefunden. Durch das letztjährige verheerende Hochwasser wurde viel Gestein ausgespült und nun ist ein Teil des Berges in der Nähe von Altlandsberg als Mure ins Tal abgegangen. Mehrere kleine Häuser wurden von den Gesteinsmassen mitgerissen und ein Förster konnte nur noch tot geborgen werden.
Weiterhin gibt es landesweit so gut wie keinen Regenfall und die Temperaturen sind weit über dem Jahresmittel. Auf den Feldern stöhnen die Bauern und der Fruchtstand der Pflanzen lässt nichts Gutes für die Ernte dieses Jahres erwarten.
Juni im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Vorstoß der Kleriker geht nach wie vor weiter! Ihre Angriffstruppen vermelden schnelle Erfolge gegen eine scheinbar überraschte und unvorbereitete Dunkle Armee. Vor allem die Küste des ehemaligen Westwoods scheint das Ziel des Angriffes zu sein. Das Land selbst ist heute nur spärlich besiedelt und strategisch eigentlich auch kaum relevant. Der Boden dort ist immer noch so unfruchtbar, dass kaum etwas Sinnvolles wächst und deswegen ist hier außer Büschen und vereinzelten Bäumen nichts zu finden. Nach Norden hin schützt bisher ein Fluss die Flanke der Kleriker. Allerdings kann bisher niemand genau sagen, was das endgültige Ziel dieses Vormarsches sei und alle warten darauf, vom unvermeidlichen Gegenangriff der Dunklen zu hören.
Tod in Kerdrabol! Beim diesjährigen Karonrennen kam es zu einem schrecklichen Zwischenfall. Scheinbar haben die Streckenposten im Vorfeld des Rennens nicht zuverlässig gearbeitet und haben an einem der Hindernisse den Wassergraben nicht gefüllt. Als die Reiter mit ihren Rössern dort ankamen, stürzten die ersten so schwer, dass die beiden Favoritenpferde noch vor Ort notgeschlachtet werden mussten. Nach der Wiederaufnahme des Rennens kam es noch zu einer weiteren Tragödie. Am Gipfel des Karonberges, schon hinter der Ziellinie, waren die Tröge für die erschöpften Pferde nicht aufgefüllt worden. Das war keine bösartige Verfehlung der Streckenposten, dort waren einfach die Bäche ausgetrocknet. Deswegen brachen noch einige der Rösser nach einer Weile tot zusammen.
Die Herzogsfamilie Haschina-Marenheim ordnete daraufhin eine ausführliche Untersuchung an und drohte mit schwersten Bestrafungen für alle Beteiligten! Der letzte überlebende Gewinner war zu allem Übel auch noch ein tombrischer Hengst!
Juli im Jahr 529 n.d. Chaos
Zu dieser Jahreszeit schließen in vielen Provinzen die Schulen, um mit vereinten Kräften die Ernte einzubringen. Heuer fallen die sogenannten Kartoffelferien vielerorts komplett aus. Es ist absehbar, dass es einfach nichts zu ernten geben wird. Ganze Felder sind dem Ungeziefer und der unbarmherzigen Sonne zum Opfer gefallen.
Die Nahrungsmittelsituation im trawonischen Reich ist nach der bereits im letzten Jahr schlechten Ernte nun mehr als angespannt. Der Kronrat hat bereits im Januar einen Aufruf an benachbarte Reiche veröffentlicht und bittet die Händler weiterhin um verstärkte Nahrungsmittelimporte.
Auch die Badehäuser haben ihren Betrieb reduzieren müssen, um Wasser zu sparen. Der Preis für Duftkissen ist dagegen in die Höhe geschnellt. Aus gutem Grund! Ich habe mir bereits eins besorgt!
Aufgrund der niedrigen Wasserstände haben zahlreiche Ortsvorsteher und Bürgermeister unter Strafe verboten, Nachttöpfe in die Flüsse zu entleeren.
Wie befürchtet und erwartet, füllen sich die Tennen nur sehr spärlich mit der dringend benötigten Ernte. Schon letztes Jahr, wegen der Überschwemmungen, war der Ertrag der Feldfrüchte um die Hälfte geringer als in den Jahren zuvor.
Glücklicherweise hat der Aufruf des Kronrats bereits Früchte getragen und der Nahrungsmittelimport der Händler aus den benachbarten Ländern beginnt Fahrt aufzunehmen.
Auch einige befreundete Länder haben Hilfslieferungen für die darbende trawonische Bevölkerung in Aussicht gestellt. Das Trawonische Reich wird in dieser schweren Zeit nicht ohne seine Freunde und Verbündeten sein!
Im Nordosten der Provinz Kerarwed kommt im nächsten Monat ein langjähriges Wiederaufbauprojekt der Trawonischen Krone zu seiner Vollendung. Die am Arwed gelegene Grenzfestung Kandara, die auf Grund von Sparmaßnahmen vor einigen Jahrzehnten verschlossen worden war, wurde unter großem finanziellen Aufwand wieder in Stand gesetzt um ihre Aufgabe im Rahmen der Landesverteidigung gegen Torog Nai wieder ausüben zu können. Die offizielle Eröffnung soll im Laufe des Augusts stattfinden. Auch einige Ausländische Verbündete werden zur feierlichen Eröffnung erwartet und die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sängerin Gertrude Rotermunt soll für Unterhaltung sorgen.
August im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Murenabgang in Ra’kahal hat ein Höhlensystem freigelegt. Die großen Gangquerschnitte lassen trotz der bisher relativ geringen bekannten Länge eine noch erheblich größere Ausdehnung vermuten.
Ortsansässige Hobbyforscher haben bereits mit der Untersuchung der Höhle begonnen und berichten von zahlreichen Höhlenmalereien und weiteren archäologischen Funden.
Die Akademie von Eroglin wird in den nächsten Tagen wohl eine wissenschaftliche Expedition nach Ra’kahal entsenden um “die historischen Funde vor den ungeschickten Fingern von Amateuren zu bewahren”
(Zitat Akademie von Eroglin)