Bericht von Malvina Murmelspießer,

Jägerin aus Sennpfort in der Provinz Karadon

 

Angfangt hats am Abend des dritten Septembers, alle kamen grad aus dem Abendgottestdienst raus, als plötzlich der Bauer Schweinshuber völlig aufgelöst und blutverschmiert von seinem Hof her angerannt kam. Und um Hilfe hat er geschrieen, ganz laut! In seinem Heuschober läg eine Frau, eine Fremde und die wär sicher nimmer lebendig! Also sind wir sofort hin, ich, der Büttel Hügelschäfer, der Bogenbauer Stelzenhuber und der Feldscher Musebrink.

Und wahrhaftig, es war so, wie der Schweinshuber gesagt hat – da lag eine Frau mausetot und, was besonders gräßlich war – richtig ausgeblutet und ausgeweidet. Zwei Tage lang etwa war die schon tot und niemand kannte die, die war nicht aus Sennpfort. Ein Teil ihrer Eingeweide ist außen um sie drum rum gelegt worden und der Feldscher hat rausgefunden, dass Leber und Galle gefehlt haben. Die waren weg.

Und da standen noch fünf Kerzen außenrum in Farben, die auf keinen Fall zur Lehre des Herrn Bahamuth gehören, nein! Kein geistig normaler Mensch macht sowas, da müssen Dunkle am Werk gewesen sein und die haben da irgend ein unheiliges Ritual abgehalten.

Wir haben alle auf dem Hof ausführlich befragt und uns dort überall umgeschaut. Da hat sich dann rausgstellt, dass eine Familie von Scherenschleifern auf dem Hof war, vor sechs bis fünf Tagen, zumindest taten die sich als Scherenschleifer ausgeben und haben die Messer, Hippen und Sensen vom Schweinshuber geschliffen. Familie Klingenbeil hießen die angeblich. Richtig gute Arbeit hätten die geleistet, sagte er. Die haben übernachtet und sind dann weitergezogen, ins Gebirge Richtung Norden, nach Ronin.

Wir haben aber dann rausgfunden – nachdem wir auch mit Schweinshubers Knechten, den restlichen Bütteln und dem Wirt Bierwolf geredet haben und des mit dem verglichen haben, was so alles auf dem Hof los war – dass die heimlich wieder gekommen sind. Wie viele genau des waren, des kam nicht so wirklich raus.

Jedenfalls haben sie Blätter von der Hocherle mitgebracht, mit dem Gift vom Barghaan-Baumsteiger vermischt und des haben sie den Knechten vom Schweinshuber ins Essen getan. Die haben dann wie die Backsteine geschlafen und die Dunklen haben in der Nacht ihre Hexerei im Schober betrieben und des dann einfach so gelassen, damit wir es finden und uns fürchten.

Wir haben in der Sache im Auftrag des Bürgermeisters noch weiter ermittelt, haben Reiseausrüstung gepackt und sind ins Gebirge, den Passweg Richtung Ronin hoch, wo die Dunklen offenbar auch lang sind. Da haben wir dann noch drei besudelte Wegschreine gefunden, wo sie der Reihe nach einen Waschbären, ein Kaninchen und einen Bären drauf geopfert haben.

Und der Feldscher hat festgestellt, dass auch den Viechern jeweils Leber und Galle gefehlt haben. Weiß der Himmel, für welchen schlimmen Zweck die Dunklen des brauchen! Zusätzlich haben wir jeweils einen Wimpel gefunden mit einer Imperatoren-Sigille drauf, aber einer völlig unbekannten, die keiner von uns noch nie nicht gesehen hat, mit den Buchstaben A, I und M.

Des so richtig Grauenvolle war aber dann, dass wir da ganz oben, ein Stück von der Straße weg auf einem Hochplateau uralte Ruinen von einer finsteren Tempelanlage entdeckt haben. Im absoluten Nirgendwo, kein Mensch kommt da hin. Naja, jetzt offenbar schon.

Die Ruine ist riesig, die ging in drei Richtungen soweit, wie man nur schauen konnt, des nahm gar kein Ende. Da hätt man sicher mindestens einen halben Tag gebraucht, um einmal außenrum zu gehen. Und in dem einen Raum war der Boden aus öligem Sand, ganz ekelhaft und alle unsere mitgebrachten Vorräte sind da drin verdorben und ungenießbar geworden! Die Reste von einem großen Lagerfeuer sahen wir da, ein paar Tage alt und offenbar haben die Dunklen dort auch geopfert und zwar Menschen!

Wir sind dann anschließend sofort wieder heim und haben überlegt, wem wir jetzt alles darüber Bescheid geben und wie wir des am besten anstellen, damits möglichst schnell geht. Den Farbresten nach schaut es aus, als wenn der Tempel vor Urzeiten für den Dijai Dan erbaut worden sein könnt, kann man sich des vorstellen? Von so was halten sich einfache Gläubige am Besten so fern wie möglich, des ist eine Angelegenheit für hohe Leut!

Zuletzt haben wir noch Nachricht aus Altersberg und einigen kleinen Bergdörfern bekommen, dass dort junge Frauen und Männer verschwunden sind. Die sind alle entführt und geopfert worden und die Tote auf dem Schweinshubershof war eine von denen.

Ach ja und dann ist in der Nacht, in der wir die Leich gefunden haben, noch was ganz Komisches passiert, des hatte aber nichts damit zu tun. In der Stadt drunten gabs eine Explosion. Wie wir hingerannt sind, sehen wir eine große Flotte unter der Flagge der Kleriker der Reinheit den Jarad raufsegeln, Richtung Norden.

Die haben einfach das Flusstor aufgesprengt, um weiterzukommen, anstatt zu fragen, ob sie passieren können. Die Wachen erzählten, die Weißröcke hätten geplärrt, mit Ketzern reden sie nicht. Des waren 70 Schiffe und zwar keine Kriegsschiffe, sondern Lastenkähne. Und die waren scheints alle leer, weil sie auf dem Fluss recht weit oben auf getrieben sind. Die segelten dann einfach an der Stadt vorbei und des wars.

Die Kosten für unser schönes Flusstor, die werden wir aber der Herzogin von Ridan in Rechnung stellen, so geht’s ja nicht!