Über die Kleriker der Reinheit
Die Entstehung des Ordens der Kleriker der Reinheit ist eng mit der Geschichte des Ordens vom Schwerte verbunden. Vieles ist im Nebel der Vergangenheit verloren gegangen und nur die Herrin der Zeit wird wissen wo man es finden kann, doch wenn man die Chroniken der lichten Reiche, uns heute als Trawonien bekannt, untersucht, die Ordensgeschichten erforscht, so zeichnet sich, geneigter Leser, folgendes Bild seiner Gründung ab.
Alles begann im Jahre -391 vor dem Düsterbrook, damals das Jahr 1061 im Namen Bahamuths. In diesem Jahr nahm die Gründung des Ordens seinen Anfang. Der Großmeister des Ordens vom Schwert, Mortem, wurde seines Amtes enthoben als er eine Naturkatastrophe auf das Werk einer Hexe schob und diese ohne Gerichtsverhandlung hinrichten ließ.
Der Orden vom Schwert konnte ihm diese Verfehlung nicht vergeben und so verbannten sie Mortem aus Trawonien, auf das er in den Chaoslanden den Feinden des Lichts noch einen letzten Schlag versetzen möge. Mit einigen Getreuen die ihn nicht alleine gehen lassen wollten, wurde er an die Grenzen der Chaoslande geleitet und fortgeschickt.
Die nächsten Jahre über drangen nur Gerüchte über Mortem nach Trawonien zurück, er sei niedergemacht worden, er habe die Seiten gewechselt, er habe ein mächtiges lichtes Artefakt aus den Klauen der Finsternis befreit oder er habe gar Cullom Toroll selbst angegriffen. All dies ist aber bis heute lediglich Spekulation und manches davon nachweislich falsch. Es wird ebenfalls gemutmaßt, dass Mortem in dieser Zeit den Ort für das spätere Heiligtum von Ambre entdeckt hat.
Die nächste gesicherte Erkenntnis stammt erst aus dem Jahre -375 vor dem Düsterbrook, damals das Jahr 1077 im Namen Bahamuths:
Der Hof in Trawonien bekam Kunde von den kürzlich gegründeten Orden der Kleriker der Reinheit. Ihr Großmeister, Frater Mortem, hatte in Xanadien den Orden gegründet und dort seinen Hauptsitz etabliert. Dieser wurde vom xanadischen Adel toleriert und vermutlich finanziell unterstützt und so konnte Trawonien nicht gegen den verbannten ehemaligen Großmeister des Ordens des Schwertes vorgehen.
Über die folgenden Jahrhunderte wurden die Kleriker der Reinheit als ein Orden unter vielen in Trawonien akzeptiert, Frater Mortem selbst, wurde nie wieder gesehen.Das Verhältnis sollte sich immer weiter normalisieren und als der erste Nachfolger Mortems das Amt des Großmeisters übernahm, waren sie endgültig in der trawonischen Gesellschaft angekommen.
Die Kleriker begannen damit, in Ridan, dem Ort an dem der Krak das Heiligtum von Ambre beherbergt, in die Gesellschaft des Landes vorzudringen. Ländereien wurden aufgekauft, Adelige in den Orden aufgenommen, Ehen mit reichen Händlern geschlossen. Die Kleriker wurden ein normaler Teil des Lebens in den Provinzen Nalven, Ridan, Prada del Piedras (dem heutigen Kerawed) und Westwood.
Das Heiligtum von Ambre, das die Kleriker in den Bergen des Krak errichtet haben, wurde der berühmteste Wallfahrtsort des Trawonischen Reiches und Auslöser und auch Schauplatz von zahlreichen Schlachten und Kriegen.
In der Neuzeit beginnt die Geschichte der Kleriker im Jahre 120 n.d. Düsterbrook:
Die als Winterkönigin bekannt gewordene Nada Semerkanth bringt im hohen Alter die beiden Zwillinge Lohart Paine, Prinz von Alta Pradera und Frodick Kalderz, Prinz von Merst zur Welt.
Drei Jahre später verstirbt Lavant von Ri’Dane im Alter von 78 Jahren. Im Jahre 127 übernimmt sein Sohn Tellrick den Fürstenthron, mit seinen drei Schwestern als Beratern. Kurz darauf verschwindet seine Mutter und sucht mutmaßlich im Heiligtum von Ambre Zuflucht. Die Macht der mit dem Fürstenhaus verbundenen Kleriker schwindet in der nächsten Zeit mehr und mehr und ein Handelshaus mit dem Namen Nystar gewinnt an Einfluss.
Im Jahre 145 stirbt die Winterkönigin Nada Semerkanth und vermacht ihren beiden Söhnen gemeinsam die Krone des Trawonischen Reiches.
Trawonien wird in ein Nordtrawonisches Reich, bestehend aus Aquilda, Ra’kahal, Kalen, Rathon, Falden, Kerfrek, Terwan, Amatyrill und Eglin und ein Südtrawonisches Reich, bestehend aus Karadon, Kerdrabol, Jerda, Kelreh, Nalven, Ridan, Kerawed und Westwood aufgeteilt. Weiterhin herrschen die beiden Könige zentral von Aquilda aus.
Im Jahr darauf überfallen die Chaoslande erstmals den Kerawed und rücken bis an den Krak vor und besetzen das Heiligtum von Ambre. Der Fürst von Ridan, unterstützt von König Lohart und König Frodick, hebt eine Armee aus und gemeinsam mit den Klerikern der Reinheit machen sie sich auf den Weg Ambre zu befreien. Dies wird später als Zug der Tausend Lichter in die Geschichte eingehen.
Nach dem Sieg über die Truppen der Chaoslande, lässt sich Lohart Paine, König des Südtrawonischen Reiches, zu einem Kleriker der Reinheit weihen. Während die Armee in Kämpfe gegen die Chaoslande verwickelt ist, werden in Ridan, Nalven und Kerawed die Küste von den Raykh überfallen und geplündert. In Ridan dringen die Raykh auch ins Landesinnere vor und vernichten, scheinbar gezielt, grosse Teile der Besitztümer der Kleriker der Reinheit.
Nach der Rückkehr der Kleriker der Reinheit von der Befreiung des Keraweds, werden die verbliebenen Raykh aus Ridan vertrieben und eine Verschwörung des Handelshaus Nystars und anderen Händlerfamilien mit der Nordtrawonischen Krone gegen das Fürstenhaus Ridans und den Klerikern der Reinheit wird aufgedeckt.
Erbost von den Ereignissen gegen die Kleriker, entbrennt ein Streit zwischen den Brüdern. Was anfangs noch mit Worten ausgetragen wird, kommt es im Jahre 150 zu offenen Kämpfen, die in der Schlacht auf den Feldern von Dreieich gipfeln. König Lohart Paine und sein Bruder König Frodick Kalderz stehen sich im Zweikampf gegenüber und kämpfen bis zum Sonnenuntergang, um sich dann bei Einbruch der Nacht aus den Augen zu verlieren. Die Schlacht endet ohne entscheidenden Sieg. Die Königsinsignien des Südtrawonischen Reiches gehen auf dem Schlachtfeld verloren und wurden niemals wieder aufgefunden.
Die Einheit des Trawoniens der zwei Könige zerfällt in das Königreich des Nordens mit Sitz zu Rathon und das Königreich des Südens mit Sitz in Kelreh.
In den 12 folgenden Jahren kann keine der Seiten den Krieg für sich entscheiden und so stehen sich die Brüder im Jahre 160 erneut auf den Feldern von Dreieich gegenüber. Dieses Mal endet die Schlacht aber mit dem Tod der beiden Königsbrüder, die sich im Zweikampf gegenseitig töten.
Doch beendet der Tod der Könige den Bruderkrieg nicht. Das Nord und das Südtrawonische Reich zerfallen in ihre Fürstentümer und die Macht der Kleriker schwindet in allen Provinzen ausser Ridan und dem Kerawed.
Die Fürsten können sich nicht auf einen gemeinsamen Nachfolger als König einigen und so schwelt der Konflikt weiter. Einige Provinzen und Orden beschließen zwar, sich aus den Streitigkeiten herauszuhalten, aber die nächsten 110 Jahre gibt es keinen neuen König, der den Bruderkrieg endgültig beenden könnte. In dieser Zeit gibt es zwar keine grossen Schlachten oder Eroberungen, aber ein wahrlich befriedetes Trawonien gab es nicht. Immer wieder kam es zu Scharmützeln an den Provinzgrenzen und auch wurden Streitigkeiten unter den Fürsten des öfteren auf dem Schlachtfeld ausgetragen.
Erst im Jahre 271 gibt es, nach jahrelangen Bemühungen des Ordens der Achenar, dem Orden der Gerechtigkeit und dem Fürstenhaus von Falden, den Konvent der Fürsten, der die Einrichtung eines Adelsrats beschließt, die ein neues Königsgeschlecht erwählen soll. Doch noch bevor es zur Abstimmung kommen kann, ergeht Kunde aus Westwood, das die Chaoslande die Zitadelle von Gherinn erobert haben.
Erstmals seit über 100 Jahren zieht ein geeintes Trawonisches Heer aus, um sich gegen die Chaoslande zu wehren. Unter der Führung von Isabella Costa di Carrena schlägt das Heer erfolgreiche Schlachten um Forstand, Sturmgraten und letztendlich der Zitadelle von Gherinn. In der Schlacht in der die Truppen der Chaoslande über den Krak zurückgedrängt wurden, fiel Isabella einem feigen Anschlag der Dunklen zum Opfer. Nach ihrem Tode übernimmt ihr Bruder Jasper das Kommando und führt das siegreiche Heer nach Aquilda.
Der Konvent der Fürsten wird fortgesetzt und im Jahre 273 wird Jasper Pirro di Carrena zum Trawonischen König gekrönt. Schon bald zeigt sich jedoch, das Jasper keine der guten Eigenschaften seiner Schwester besitzt. Er regiert mit ausgeprägtem Größenwahn und schier unglaublicher Selbstherrlichkeit und geht sofort auf Konfrontation mit den Fürsten, denen er seine Macht überhaupt erst zu verdanken hatte. Zwei Jahre nach seiner Krönung lässt er die schöne Elenna von Parsenn, die Tochter des Grafen von Stein entführen. Mit den aus Kalen zur Hilfe gerufenen verbündeten Zwergen, zieht der Graf von Stein gegen Aquilda und beendet die Herrschaft von König Jasper dem Einzigen. Nur wenige Königstreue unterstützten ihn zu diesem Zeitpunkt noch.
Ein erneuter Konvent der Fürsten wird im Jahre 276 einberufen, doch kann diesmal kein Konsens gefunden werden. Um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden, wird der Status Quo erhalten, der Thron in Aquilda bleibt unbesetzt, der Fürstenrat beginnt mit halbjährlichen Sitzungen.
Im Nachfolgestreit um die Fürstenwürde in Kerawed im Jahre 278 fehlt ein König um den Streit zu schlichten und der Kerawed zerfällt in verschiedene Einflusssphären.
Im darauffolgenden Jahre kehrt die totgeglaubte Isabella Costa di Carenna überraschend aus ihrer Gefangenschaft in den Chaoslanden zurück und obwohl ihr die Krone angeboten wird, lehnt sie diese entschieden ab.
Die Kleriker waren mittlerweile dabei Ihren Einfluss auf die ehemaligen Südtrawonischen Provinzen wieder auszuweiten. Durch den Aufbau einer Seeflotte sorgten sie für Sicherheit vor den Raykh und anderen Gefahren, die die südlichen Provinzen bedroht haben. Im Jahre 280 jedoch kehrten die Schwarzen Galeeren der Chaoslande zurück und in der Schlacht, die als Seeschlacht der zwei Gleichen in die Geschichtsbücher eingehen sollte, wurde diese Flotte binnen zweier Tage fast vollständig vernichtet.
Kurz darauf rückten erneut Truppen der Chaoslande in Richtung des Kraks vor. Im Laufe des immer wieder hin und her wogenden Krieges, steht auch die Zitadelle von Gherinn im Jahre 295 wieder unter Belagerung, bekannt als die Tausend Tage von Gherinn. (Anmerkung: Ich frage mich was die 1000 für eine symbolische Bedeutung in der trawonischen Geschichte hat)
In diese Zeit fällt die Gründung des trawonischen Bruderbunds. Im Jahre 298 wurde dieser Bund aus dem Kerawed, Westwood, Ridan und Nalven von Uriel und seinem Sohn Roderic de Amberville als Reaktion auf den Angriff der Chaoslande ins Leben gerufen. Unter dem Kommando von Uriel stößt das Heer des Bruderbundes nach Osten vor und erlösen die Zitadelle von Gherinn nach genau 1000 Tagen Belagerung. Daraufhin stoßen die Truppen weiter zum Krak vor und befreien das Heiligtum von Ambre. Noch vor Ort wird Roderic zum Chasar, dem Hüter des Glaubens der Kleriker der Reinheit ernannt und mit den höchsten Weihen gesalbt.
Aus dem Bruderbund wird mit der offiziellen Unterstützung und Anerkennung der Kleriker der Reinheit das Kaiserreich des Morgens im Jahre 300 nach dem Düsterbrook.
Über die nächsten 145 Jahre, die das Kaiserreich des Morgens Bestand haben sollte, ist nur wenig schriftlich überliefert. Gesichert ist nur, das das Kaiserreich ein fanatisches expansionistisches Reich des Lichts wurde. In den ersten 20 Jahren der Herrschaft der Kaiser des Morgens fielen die Provinzen des ehemaligen Südtrawonischen Reiches vor den unbesiegbar scheinenden Truppen des Kaiserreichs. Die Fürstenhäuser wurden teils durch strenggläubige Kleriker der Reinheit ersetzt und dadurch hatte der Kaiser neben seiner weltlichen Macht, der Lehensvergabe, auch noch die religiöse Macht des Hüters des Glaubens der Kleriker der Reinheit auf sich vereint.
Die Kaiser des Morgens waren nach der Gründung im Jahr 300:
Der Gründer Uriel Amberville de Foresthal herrschte bis ins Jahr 304 und übergab die Kaiserwürde an seinen Sohn, Roderic Amberville de Alta Pradera.
Roderic folgte seine zweite Frau Veronika de Uhlan, Herzogin von Rhi’Dane, auf den Thron nach und starb im Jahr 348. Ihr Sohn trat dann, mit Unterstützung der Kleriker der Reinheit, als Robert der Erste der Grünen, das Amt des Kaisers des Morgens an und regierte bis ins Jahr 352. (Anm. des Autors: der Grünen scheint sich auf einen Ehrentitel innerhalb des Ordens der Kleriker der Reinheit zu beziehen. Symbolisiert wurde es immer durch eine grüne Schärpe mit dem Symbol der Kleriker)
Anschließend trug dessen zweitgeborener Sohn, Siegfried der Grünen, die Krone bis ins Jahr 386. Ihm folgte, für 31 Jahre, dessen Sohn Robert der Andere der Grünen auf den Thron nach bis ins Jahr 417. Dessen Sohn wurde als Robert der Dritte der Grünen sein Nachfolger bis ins Jahr 439 .
Der letzte Kaiser des Morgens war Walther der Grünen, der Sohn von Robert dem Dritten der Grünen, bis ins Jahr 443.
Die Lanze Sorans und das Dreieck vor der goldenen Sonne wehte über den Städten des Kaiserreichs und das Volk feierte den Frieden, den diese neue Ordnung brachte. Doch je länger das Reich Bestand, desto eingeschränkter sollten die Freiheiten der Bevölkerung werden. Die Lehren des Herren Bahamuth wurden immer strenger ausgelegt und Hexenverbrennungen waren immer wieder an der Tagesordnung. Auch wurden die Bestrafungen für Verfehlungen wider der Lehren Bahamuths immer härter.
All das gipfelte im Jahre 421 die Nacht der Tausend Feuer, bei dem alte heilige Schriften und religiöse Aufzeichnungen aus den Bibliotheken geholt und auf den Straßen verbrannt wurden. Zu jenem Zeitpunkt wandte sich auch die Unterstützung der Bevölkerung gegen die Kleriker der Reinheit, die trotz allem Widerstand für weitere 20 Jahre die Herrschaft behalten sollten.
Im Jahre 443 kam es erneut zu einem Angriff der Raykh auf das Kaiserreich, deren Ansturm das Reich zum wanken brachte und so schickte in der Not der letzte Kaiser des Morgens, Walther der Grünen, um Hilfe beim Hohen Bannerherren von Aquilda, Guy der Rabe. Dieser entsandte die Truppen des Nordtrawonischen Reiches um dem Kaiserreich gegen die Raykh beizustehen. Als die vereinten Truppen siegreich heimkehrten, liess Guy jedoch den Kerarwed und Westwood besetzen und das Heiligtum von Ambre erobern. Es wird gemunkelt, das Guy gedroht haben soll, das Heiligtum zu vernichten. Ob deswegen die Vasallen des Kaisers ihm die Treue versagten und das freiwillige Exil in Xanadien antraten, ist nicht gesichert bekannt.
Gesichert ist nur, dass Walther der Grünen das Kaiserreich im Jahre 443 aufgelöst hat und er und die Kleriker der Reinheit aus dem Staatsgebiet Trawoniens verbannt wurden und ins Exil gingen.
Zwei Jahre später wurde es den Klerikern überraschend erlaubt, das Heiligtum von Ambre abzutragen und in ein Land zu bringen, das heute als Mortem bekannt ist. Und so ist das Reich der Kleriker heute im Nordenwesten Trawoniens zu finden.
Man kann in den letzten Jahren öfters auch wieder Kleriker in Trawonien antreffen, aber werden sie noch heute in den nördlichen Provinzen mit argwöhnischen Blicken bedacht, während in den südlichen noch manches Banner Sorans in den Truhen in Kellern und Dachböden verborgen sind.
Zwischen 500 und 510 haben die Elben aus Amatyrill ihren Einfluss auf die Kleriker der Reinheit ausgebaut und versucht, das Land enger an Trawonien zu binden. Es mag sein das die hohen Herren bereit sind, wieder intensivere Beziehungen aufzubauen, fraglich ist, ob die Bevölkerung dazu schon bereit ist.
Jeremias Schaller,
Magister der Geschichte an der Akademie von Eroglin im Jahre 512 n.C.