Das Jahr 529 nach dem Chaos
Januar im Jahr 529 n.d. Chaos
Noch immer gibt es kein Eis und keinen Schnee in Trawonien! Die Bauern stellen sich bereits auf ein erhöhtes Ungezieferaufkommen schon im Frühling ein!
An den niedrigen Temperaturen erfreuen sich dagegen die Händler, die über ungewöhnlich regen Handel in den Wintermonaten berichten. Die eisfreien Gewässer des Landes machen Schifffahrten mit Ladungen voller Handelsgüter jederzeit möglich.
Viele Bauern sichten schon ihr Saatgut für die erste Ernte im neuen Jahr. Einerseits würde das Wetter eine sehr frühe Aussaat zulassen, andererseits hat das feucht-milde Wetter einiges an Saatgut durch Pilzbefall verderben lassen.
Auch wird das allzeit gefürchtete Mutterkorn in vielen Saatgutsäcken herausgesiebt, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Die Apotheker hingegen können wieder mehr Schmerzmittel produzieren, was den Preis am Markt etwas sinken ließ.
Aus eben jenen Gründen hat der Kronrat beschlossen, einen Aufruf an unsere Nachbarländer zu schicken:
“Das Trawonische Königreich bittet seine Nachbarn, seine Verbündeten und alle lichten Reiche darum, die Einfuhr von Nahrungsmitteln nach Trawonien zu verstärken! Das Hochwasser des letzten Jahres und die sich nun abzeichnende Dürre werden heuer für eine angespannte Situation auf dem Nahrungsmarkt sorgen.
Deswegen ordnet der Kronrat an, dass ab sofort die Importzölle für alle Waren erlassen werden, die für die Versorgung der Bevölkerung bestimmt sind und dass deren Ausfuhr bis auf weiteres verboten ist.
Länder, die sich bei diesen wichtigen Importen besonders hervortun sollten, erhalten von der Krone den Status eines Privilegierten Handelspartners verliehen, der ihnen für den Zeitraum des Jahres 530 eine Erlassung jedweder Einfuhr und Ausfuhrzölle um die Hälfte ermöglicht.“
Gegeben zu Aquilda am 23. Januar des Jahres 529 durch den Kronrat Trawoniens
Man sollte solchen unwichtigen Nachrichten ja eigentlich keine Aufmerksamkeit schenken, aber aus Gründen der Vollständigkeit.
Die Alternative-Eisschwimmmeisterschaft im Faldener Flachweiher endete nicht annähernd so wie es sich der Initiator vorgestellt hatte! Trotz seiner überragenden Schwimmleistung im eiskalten Wasser und seinem erneuten Sieg hat die Eisschwimmmeisterschafteneiswasserkommission das Rennen nachträglich für ungültig erklärt!
Die Eisdichte des Wassers war zum Zeitpunkt des Rennens nicht innerhalb des Eisschwimmmeisterschafteneiswasserkommissionsstandards!
Februar im Jahr 529 n.d. Chaos
Ein paar Bauern haben tatsächlich sehr früh mit dem Einspannen der Rösser angefangen und bringen bereits das Saatgut unter die Erde.
Zugvögel, die dieses Jahr nicht das Land für wärmere Gefilde verlassen haben, zeigen ungewöhnliches Verhalten. Man hört aus so manchen alten Nestern des letzten Jahres das hungriges Zwitschern einer dritten Brut, die Ende Januar geschlüpft ist.
Die nicht verkaufte Winterkleidung der vergangenen Saison wird auf den Märkten im ganzen Land zu Tiefstpreisen feilgeboten.
März im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Frühling in diesem Jahr ist wie der Winter zuvor nahezu ausgeblieben und aus einem langen Herbst sind wir nun erneut im Sommer erwacht. Das ganze Land stöhnt unter einer so noch nie dagewesenen Hitzewelle. Waren im Vorjahr die Flüsse über die Ufer getreten, so schlängeln sich heuer teilweise nur Rinnsale aus den Bergen in die Täler.
Vielerorts kann man in den ausgetrockneten Flussbetten Steine mit Wasserstandsmarken aus vorvergangener Zeit finden, die kein heute Lebender jemals gesehen oder vermutet hatte. Auch der Arwed, Trawoniens längster Fluß, vermeldet immer neue Tiefststände und die Schiffe der trawonischen Marine, die dort für den Schutz gen Torog Nai sorgen, können auf Grund des Niedrigwassers ihre Häfen nicht verlassen.
In den Messen der Priester ist momentan das Erbitten von baldigem Regen das häufigste Thema. Möge uns Antardes Aquillor die Gabe des Wassers schenken und dem Leiden der Menschen, den Pflanzen und den Tieren ein Ende setzen. Bahamuth erhöre uns!
April im Jahr 529 n.d. Chaos
Aus dem Osten des Reiches wird vermeldet, dass die Kleriker der Reinheit den niedrigen Stand des Arweds genutzt haben, um den dunklen Limes im Kerarwed zu attackieren. Offensichtlich haben sie die dunklen Truppen dort überrascht und es konnte ein Brückenkopf auf der Ostseite des Arweds, nahe dessen Mündung in das Kristallmeer, etabliert werden. Daraufhin konnten zusätzliche Truppen und auch Material von der See aus nachgeholt werden. Alles scheint schon von langer Hand geplant worden zu sein!
In der Stadt Kelreh, stets die Vorreiter in Sachen der trawonischen Mode, werden bereits die neuen Gewandungen für die Sommersaison in die großen Schaufenster der bekannten Schneidermeister gestellt. In diesem Jahr trägt man vor allem kurz, die Farbe der Wahl ist blau!
Die Priesterschaft und vor allem die Nonnenschulen sind entsetzt, da sich die Menge und Länge des Stoffes der Beinkleider und Röcke den viel zu hohen Temperaturen angepasst hat. Manche Schulklassen der Nonnenklöster und Priesterseminarausflüge werden deswegen weiträumig um diese Modegeschäfte geleitet.
Carlos Vasquez, ein bekannter Schneidermeister, sagte auf Nachfrage folgendes: “Wer heute noch eng geschnürte Kleider, spitzenverzierte Gehröcke oder gar Puderperücken trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!” Man wird sehen, was das Praeceptum dazu sagt!
Mai im Jahr 529 n.d. Chaos
Ein mächtiger Murenabgang in Ra’kahal hat im letzten Monat stattgefunden. Durch das letztjährige verheerende Hochwasser wurde viel Gestein ausgespült und nun ist ein Teil des Berges in der Nähe von Altlandsberg als Mure ins Tal abgegangen. Mehrere kleine Häuser wurden von den Gesteinsmassen mitgerissen und ein Förster konnte nur noch tot geborgen werden.
Weiterhin gibt es landesweit so gut wie keinen Regenfall und die Temperaturen sind weit über dem Jahresmittel. Auf den Feldern stöhnen die Bauern und der Fruchtstand der Pflanzen lässt nichts Gutes für die Ernte dieses Jahres erwarten.
Juni im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Vorstoß der Kleriker geht nach wie vor weiter! Ihre Angriffstruppen vermelden schnelle Erfolge gegen eine scheinbar überraschte und unvorbereitete Dunkle Armee. Vor allem die Küste des ehemaligen Westwoods scheint das Ziel des Angriffes zu sein. Das Land selbst ist heute nur spärlich besiedelt und strategisch eigentlich auch kaum relevant. Der Boden dort ist immer noch so unfruchtbar, dass kaum etwas Sinnvolles wächst und deswegen ist hier außer Büschen und vereinzelten Bäumen nichts zu finden. Nach Norden hin schützt bisher ein Fluss die Flanke der Kleriker. Allerdings kann bisher niemand genau sagen, was das endgültige Ziel dieses Vormarsches sei und alle warten darauf, vom unvermeidlichen Gegenangriff der Dunklen zu hören.
Tod in Kerdrabol! Beim diesjährigen Karonrennen kam es zu einem schrecklichen Zwischenfall. Scheinbar haben die Streckenposten im Vorfeld des Rennens nicht zuverlässig gearbeitet und haben an einem der Hindernisse den Wassergraben nicht gefüllt. Als die Reiter mit ihren Rössern dort ankamen, stürzten die ersten so schwer, dass die beiden Favoritenpferde noch vor Ort notgeschlachtet werden mussten. Nach der Wiederaufnahme des Rennens kam es noch zu einer weiteren Tragödie. Am Gipfel des Karonberges, schon hinter der Ziellinie, waren die Tröge für die erschöpften Pferde nicht aufgefüllt worden. Das war keine bösartige Verfehlung der Streckenposten, dort waren einfach die Bäche ausgetrocknet. Deswegen brachen noch einige der Rösser nach einer Weile tot zusammen.
Die Herzogsfamilie Haschina-Marenheim ordnete daraufhin eine ausführliche Untersuchung an und drohte mit schwersten Bestrafungen für alle Beteiligten! Der letzte überlebende Gewinner war zu allem Übel auch noch ein tombrischer Hengst!
Juli im Jahr 529 n.d. Chaos
Zu dieser Jahreszeit schließen in vielen Provinzen die Schulen, um mit vereinten Kräften die Ernte einzubringen. Heuer fallen die sogenannten Kartoffelferien vielerorts komplett aus. Es ist absehbar, dass es einfach nichts zu ernten geben wird. Ganze Felder sind dem Ungeziefer und der unbarmherzigen Sonne zum Opfer gefallen.
Die Nahrungsmittelsituation im trawonischen Reich ist nach der bereits im letzten Jahr schlechten Ernte nun mehr als angespannt. Der Kronrat hat bereits im Januar einen Aufruf an benachbarte Reiche veröffentlicht und bittet die Händler weiterhin um verstärkte Nahrungsmittelimporte.
Auch die Badehäuser haben ihren Betrieb reduzieren müssen, um Wasser zu sparen. Der Preis für Duftkissen ist dagegen in die Höhe geschnellt. Aus gutem Grund! Ich habe mir bereits eins besorgt!
Aufgrund der niedrigen Wasserstände haben zahlreiche Ortsvorsteher und Bürgermeister unter Strafe verboten, Nachttöpfe in die Flüsse zu entleeren.
Wie befürchtet und erwartet, füllen sich die Tennen nur sehr spärlich mit der dringend benötigten Ernte. Schon letztes Jahr, wegen der Überschwemmungen, war der Ertrag der Feldfrüchte um die Hälfte geringer als in den Jahren zuvor.
Glücklicherweise hat der Aufruf des Kronrats bereits Früchte getragen und der Nahrungsmittelimport der Händler aus den benachbarten Ländern beginnt Fahrt aufzunehmen.
Auch einige befreundete Länder haben Hilfslieferungen für die darbende trawonische Bevölkerung in Aussicht gestellt. Das Trawonische Reich wird in dieser schweren Zeit nicht ohne seine Freunde und Verbündeten sein!
Im Nordosten der Provinz Kerarwed kommt im nächsten Monat ein langjähriges Wiederaufbauprojekt der Trawonischen Krone zu seiner Vollendung. Die am Arwed gelegene Grenzfestung Kandara, die auf Grund von Sparmaßnahmen vor einigen Jahrzehnten verschlossen worden war, wurde unter großem finanziellen Aufwand wieder in Stand gesetzt um ihre Aufgabe im Rahmen der Landesverteidigung gegen Torog Nai wieder ausüben zu können. Die offizielle Eröffnung soll im Laufe des Augusts stattfinden. Auch einige Ausländische Verbündete werden zur feierlichen Eröffnung erwartet und die über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sängerin Gertrude Rotermunt soll für Unterhaltung sorgen.
August im Jahr 529 n.d. Chaos
Der Murenabgang in Ra’kahal hat ein Höhlensystem freigelegt. Die großen Gangquerschnitte lassen trotz der bisher relativ geringen bekannten Länge eine noch erheblich größere Ausdehnung vermuten.
Ortsansässige Hobbyforscher haben bereits mit der Untersuchung der Höhle begonnen und berichten von zahlreichen Höhlenmalereien und weiteren archäologischen Funden.
Die Akademie von Eroglin wird in den nächsten Tagen wohl eine wissenschaftliche Expedition nach Ra’kahal entsenden um “die historischen Funde vor den ungeschickten Fingern von Amateuren zu bewahren”
(Zitat Akademie von Eroglin)
Nachtrag zum August und
der September im 529 Jahr n.d. Chaos
Krieg in Trawonien. In der Nacht vom 18. August haben sich im ganzen Reich – und Berichten aus den Mittellanden zufolge auch in zahlreichen anderen Ländern – die Toten auf den Friedhöfen und Schlachtfeldern erhoben! Nicht ein Ort in Trawonien ist vollständig von dieser Abscheulichkeit verschont geblieben, doch konnten die örtlichen Bewohner, durch ihren Drill für die Milizen, den Untoten zumeist schnell Herr werden.
Selbst hier in Aquilda sah ich mich den Untoten gegenüber. Glücklicherweise kam dabei keiner zu Schaden, die Stadtwache konnte mit den Wesen kurzen Prozess machen. Leider gingen an anderen Orten die Begegnungen nicht so glimpflich aus. Viele wurden von den lebenden Leichen überrascht und von ihnen zerfetzt. Genaue Zahlen dazu werden wir wohl erst in den nächsten Wochen erfahren.
Der Kronrat hat das Kriegsrecht für das ganze Trawonische Reich ausgerufen:
„Hiermit rufe ich, Rasmus von Rothburg, in meiner Funktion als Hoher Bannerher zu Aquilda, im Einvernehmen mit dem Kronrat und dem Praeceptum das Kriegsrecht im Trawonischen Reich aus!
Es gilt ab sofort das Kriegsrecht im ganzen Trawonischen Reich!
Der Dunkle Feind hat die Arwedverteidigung überwunden und stößt im Kerarwed und auch in Terwan nach Westen vor.
Alle Bürger Trawoniens werden dazu aufgerufen, sich bei ihren zuständigen Milizkommandanten zu melden oder bei der örtlichen Verteidigung zu helfen.
Alle Orden des Reiches werden aufgefordert, ihre Truppen in Marschbereitschaft zu versetzen und sich auf den Weg zu den vereinbarten Sammelpunkten in Terwan und Kerarwed zu begeben.
Alle verfügbaren Truppen aus den westlichen Provinzen werden so schnell wie möglich weiter nach Osten verlegt und dort der Verteidigungsarmee unterstützt.
Gäste des trawonischen Reiches werden dazu angehalten, das Reich umgehend und auf direktem Wege zu verlassen oder aber bei der Verteidigung zu helfen. Dabei sind Armeeangehörige angehalten, diese Gäste beim Verlassen des Landes zu unterstützen und notfalls zu beschützen.
Sollten Gäste, so wie es ihnen das Gastrecht erlaubt, unsere Armeen unterstützen wollen, so werden sie in die Heeresstruktur der Armee eingegliedert und dienen unter ihren jeweiligen Adeligen.
Möge Amathyriel unser aller Leben behüten.
Möge der platingeflügelte Herr des Lichts uns in dieser finsteren Zeit beistehen und uns zu einem strahlenden Morgen führen.
Möge Bahamut seine schützende Hand über alle Kinder des Lichts halten und dem Lande Trawonien eine schnelle Beendigung dieses Krieges ermöglichen!
gez. Rasmus von Rothburg
Hoher Bannerherr von Aquilda
im Namen des Trawonischen Kronrates
Aus dem Osten des Kerarweds gibt es Berichte über einen Vorstoß des Dunklen Reiches über den Arwed. Offensichtlich wurde die Arwedverteidigung schnell überrannt, die Grenzfesten unter Belagerung gesetzt und mit weiteren Truppen nach Westen vorgestoßen. Die Kämpfe begannen kurz vor der gemeinhin als Nacht der Lebenden Toten bezeichneten Nacht vom 18. auf den 19. August. Das kann kein Zufall gewesen sein.
Die Trawonische Armee hat eine Absatzbewegung in den rückwärtigen Raum eingeleitet und eine dünne Verteidigungslinie am linken Ufer des Goldenen Kibbenals bezogen. Dort konnte der Vormarsch der Dunklen für den Moment unter Aufbringung der letzten Reserven aufgehalten werden und es wird nun auf Verstärkung aus dem Westen gewartet.
Aus dem Süden des Kerarweds hört man davon, dass die Kleriker der Reinheit ihren Angriff auf Torog Nai beendet haben und im Eilmarsch auf die Linie des silbernen und bronzenen Kibbenal zurückgefallen sind. Auch dort haben die Dunklen das Land im Handstreich genommen, Kerarwed Stadt unter Belagerung gesetzt.
Auch in Terwan ist der Feind über den Arwed gebrochen. Dort mussten sich die Provinztruppen unter Verlusten auf die Linie Burg Marschen, die Stauffenburg und die Burg Wachtenharg zurückziehen. Die Milizverbände Terwans leisten weiterhin erbitterten Widerstand.
Besonders um die Burg Lichtenmeer und den Weiler Dornberg gibt es immer wieder Meldungen, dass die Dunklen dort einen wirklich schweren Stand hätten. Die Stellung kann aber noch gehalten werden.
Das Trawonische Reich sammelt im Westen bereits Verbände zur Verstärkung der Frontabschnitte. Der Befehl zur Generalmobilmachung wurde ausgegeben und jede wehrfähige Person ab 14 Sommern wurde zu den Waffen gerufen. Die Orden Trawoniens beginnen ebenfalls sich an den vorgegebenen Sammelpunkten einzufinden.
Trawonien befindet sich im Krieg! Möge das Licht Bahamuths unsere Truppen auf dem Schlachtfeld behüten und unser Land zu einem schnellen Sieg führen!
Oktober im Jahr 529 n.d. Chaos
Der dunkle Feind rückt weiter vor! In Terwan wurden Besitzungen des Ordens Achenar, nämlich die Burgen Schildharg und Werthenharg, unter Belagerung genommen.
Weitere Einheiten des Feindes ziehen weiter nach Westen, so vermelden es die beiden Garnisonen, und es scheint, als ob die Dunklen keine ernsthaften Absichten haben, die Achenar-Festungen zu erobern. Der Belagerungsring dient anscheinend nur dazu, den Vormarsch der anderen Truppen abzusichern und die Ordenskontigente des Achenarordens zu blockieren. Einer echten Belagerung würde man wohl mit Sicherheit noch mehrere Wochen standhalten können.
Weiter nördlich in Terwan, ist Burg Lichtenmeer unter dem Ansturm der dunklen Horden in Bedrängnis geraten. Mit besonderem Hass sind dort wohl Truppen des Q’lon gegen den Orden von Schwert und Kelch vorgegangen und hätten es fast geschafft, die Besatzung zu überraschen und eine der ältesten Wehranlagen des Ordens von Schwert und Kelch im Sturm zu nehmen.
Es wird berichtet, dass Baron Johann von Lichtenmeer noch bis zuletzt die Landbevölkerung einließ, um diese in Sicherheit zu bringen und die Tore erst dann schloss, als der Feind bereits in Sichtweite war. Bahamuth war in diesen Stunden sicher mit dem Sohn von Gildred und Sindel! Auch von dort wurde von weiteren Vorstößen der Dunklen in Richtung Westen berichtet!
Und diese Truppen haben bereits das Herz Terwans erreicht: Die Stauffenburg und Lyriels Trutz sind fast vom Feind umschlossen, die Burg Marschen, welche von der Trawonischen Armee besetzt ist, ebenfalls. Die Dunklen konnten in mehreren kurzen Scharmützeln ihren Einfluss in Richtung Westen und Nordwesten ausbreiten.
Im Moment halten die Truppen aus Terwan und eilig ausgehobene Milizverbände eine Verteidigungslinie, welche sich von Burg Sperlingsberg über die Dörfer Albingen und Aldramon bis hin zur Stadt Weltengrund zieht. Eine weitere Linie verläuft nahe Hagberen bis nach Kornten. Der Frontverlauf zwischen Dreytor und Soransbrunn muss als unklar gekennzeichnet werden, da dort nur vereinzelte Freischärler und die Milizverbände aus den beiden Orten und dem überrannten Otran operieren und die Lage sich täglich ändert. Möge Bahamuth ihnen beistehen!
Im nördlichen Kerarwed sind die Truppen aus Torog Nai bis an das Ufer des goldenen Kibbenals vorgestoßen und werden dort von den Trawoniern und ihren Verbündeten am weiteren Vormarsch gehindert. Die kürzlich einsetzenden starken Regenfälle haben den Fluß bereits über sein Ufer treten lassen. Man hatte bereits zu Beginn des Krieges die beiden einzigen Brücken über den Kibbenal unpassierbar gemacht und dadurch diesen Frontabschnitt einige Zeit gesichert. Die Dunklen haben auf der rechten Uferseite nahe der zerstörten Brücken ihre Lager aufgeschlagen und scheinen damit begonnen zu haben, die Übergänge weitestgehend zu befestigen, um sich gegen etwaige Gegenangriffe zu wappnen.
Die Grenzfestungen Nordwall, Kandara und Ostwall stehen weiter unter Belagerung, vermelden aber, dass durch die einsetzenden Regenfälle der Arwed endlich wieder schiffbar ist. Dadurch konnten ein paar wenige, aus dem Westen kommende Lieferungen mit dringend benötigten Lebensmitteln und Material durchkommen. Das sollte den bedrängten Garnisonen zusätzliche Zeit bis zum Eintreffen der Entsatztruppen verschaffen.
Im südlichen Kerarwed haben die Dunklen den bronzenen und den silbernen Kibbenal erreicht. Hier wurde von sehr starkem Widerstand der Kleriker der Reinheit berichtet. Auch wenn diese bei ihrem Feldzug nach Torog Nai schwere Verluste erlitten haben, so waren die Daheimgebliebenen nicht untätig und haben am gesamten Flusslauf des südlichen Kibbenals eine Verteidigungslinie mit Ballisten und Katapulten errichtet. Wie im Norden wurden die Brücken über den Fluss zerstört und die wenigen Furten unpassierbar gemacht. Sie haben damit wohl alles mögliche getan, um den dunklen Feind nur unter schwersten Verlusten nach Westen ziehen zu lassen.
Große Teile des trawonischen Heeres sammeln sich seit Tagen auf den Ebenen von Aquilon nahe Aquilda. Noch immer sind nicht alle ausgehobenen Truppen aus den westlichen Provinzen eingetroffen. Hoffentlich kann bald der Befehl zum Einsatz kommen und die unter dem Kommando des Hohen Bannerherren Rasmus von Rothburg stehenden Truppen können losziehen, um das Land aus den Fängen der dunklen Bastarde zu befreien.
Bereits am 2. Oktober hatte der Hohen Bannerherr die Verbündeten des Trawonischen Reiches aufgefordert ihre Bündnisse zu ehren und das Reich bei seinem Kampf gegen die Finsternis zu unterstützen: “Das Trawonische Reich ist der Stachel im Fleisch Torog Nais und sorgt dafür, das der Feind sich nicht anderen Fronten zuwenden kann. Nur ein starkes Trawonien ist ein Garant für die Sicherheit der Mittellande”, wird er zitiert.
Das “Fünfte Karadoner” sowie das kerdraboler Reichsgarderegiment wurden bereits im Eilmarsch an Terwan Stadt herangeführt und verstärken dort die Verteidigung der Stadt sowie des nahen Umlandes.
Der Schwertbund Lhorgarimms hat die Tore der Blutfeste geöffnet! All jene, die durch den grausamen Krieg ohne Obdach sind, können sich dort einfinden und Schutz finden. Fortan soll dies als ein weiterer Ort bekannt sein, der Zuflucht vor der Finsternis bietet. In der Folge dieses denkwürdigen Schrittes wurden alle, die den heiligen Eid des Schwerbundes abgelegt haben, aufgefordert, sich dort einzufinden, um den Schutz der Bedürftigen sicherzustellen.
November im 529 Jahr n.d. Chaos
Feuer in Ridan! Die Hauptstadt der Provinz Ridan brennt lichterloh. Brandgeschosse, von einer ganzen Flotte schwarzer Galeeren abgefeuert, haben aus der Entfernung ein Flammenmeer entfacht, das es so in seiner Unbarmherzigkeit in der Geschichte des Trawonischen Reiches noch nie gegeben hat.
Nach einem fast einen Tag andauernden und erbittert geführten Seegefecht zwischen den verteidigenden Schiffen der Kleriker der Reinheit und einigen Schiffen der Trawonischen Kristallmeerflotte gegen einen gnadenlosen Ansturm von schwarzen Galeeren des Feindes, mussten sich die trawonischen Verteidiger am 16. November unter schwersten Verlusten nach Westen zurückziehen. Kurze Zeit später begannen die Dunklen Horden mit einem beispiellosen Bombardement des Ridaner Hafens.
Die dabei ausgebrochenen Feuer wüteten innerhalb eines Tages durch die gesamten Hafenanlagen der Stadt Ridan und breiteten sich anschließend rasend schnell weiter in der Stadt aus. Die gut gefüllten Kornspeicher der Stadt erwiesen sich dabei leider als wahre Brandbeschleuniger und gaben dem Feuer neue Nahrung. Augenzeugenberichte sprechen davon, dass mehr als die Hälfte der Stadt vom Feuer betroffen sein soll, bevor am 18. November dann endlich der langersehnte Regen einsetzte und die Feuer langsam verlöschen ließ.
Bahamuth sei Dank, konnten viele der Menschen sich vor den wütenden Flammen retten, es gab jedoch auch große Verluste unter der Zivilbevölkerung, deren wahres Ausmaß sicherlich erst in einigen Tagen, wenn nicht gar Wochen, zu erkennen sein wird.
Die Flotte der Dunklen setzte nach dem brutalen Angriff die Segel und verschwand in Richtung Osten in der Dunkelheit der Nacht. Offensichtlich waren sie nicht gekommen, um zu erobern, sondern um zu vernichten. Möge Bahamuths Licht diese verfluchten Mörder strafen!
Obdachlos gewordene Bürger strömen seit Tagen aus der Stadt, um bei Verwandten und Bekannten in anderen Orten für die nächste Zeit unterzukommen. Vor den Toren wurde eine Zeltstadt errichtet, für all jene, die keine Bleibe finden können.
Herzog Leomar der II. ist bereits von seinem Familiensitz in der Stadt Hohenrechenberg aufgebrochen, um von seinem Amtssitz in Ridan persönlich die Hilfsbemühungen zu koordinieren und den Menschen vor Ort beizustehen.
In der Stadt Kortawan wurde eine erste Hilfslieferung durch das Handelshaus Nystar organisiert, das in wenigen Tagen Lebensmittel und andere wichtige Güter nach Ridan liefern wird. Auch der Kronrat hat eine schnelle Hilfe für die Bürger Ridans zugesichert.
Im Osten des Reiches ist die Front im Kerarwed seit einigen Tagen als gesichert zu bezeichnen. Im Süden wird der Silberne und Bronzene Kibbenal immer noch von einer gemeinsamen Armee der Kleriker der Reinheit und einigen zusammengezogenen Regimentern aus Ridan und Nalven gehalten. Im Norden am Goldenen Kibbenal ist endlich die Verstärkung aus Jerda und Ridan eingetroffen. Der Kibbenal ist schon seit langem der Ort, an dem man sich im Falle eines strategischen Rückzugs sammeln würde. Sollten die Dunklen alle anderen Verteidigungslinien durchbrechen können, so würde man dort einen erheblichen Vorteil in der Verteidigung haben. Die Kleriker haben sich in Ihren Stellungen im Süden auf diesen Angriff sehr gut vorbereitet. Aber auch die trawonische Armee war nicht untätig und hat den Übergang nach Terwan nördlich von Soransbrunn ebenfalls gut gesichert.
Weiter im Norden des Reiches sieht die Situation dagegen weitaus schlimmer aus. Noch immer rücken neue Kontingente dunkler Truppen nach Terwan vor und haben nahe dem Dorf Salzharben eine Schiffsbrücke über den Arwed errichtet, um ihren Nachschub zu sichern. Weitere Verstärkungen für die trawonische Armee sind aus Jerda, Ridan und Nalven an der Frontlinie eingetroffen, die sich von Dreytor über Kornten, bis ans Ufer des Crespo nordöstlich des Dorfes Sonnental zieht. Dort scheinen die Dunklen ihre Stellungen für den Winter zu befestigen und rücken momentan nicht weiter vor. Zudem wollen sie dadurch ihre Nachschubwege kurz und sicher halten. Die Festungen in diesem Bereich sind weiter unter Dunkler Belagerung. Der Befehl ist weiterhin, sich einzugraben bis Entsatz eintrifft. Ausfälle wären in jeder Hinsicht vergeblich und würden nur zu sinnlosen Verlusten führen.
Die Burg Marschen hat vermeldet, dass sie mit einem Seuchenausbruch zu kämpfen hat. Dort haben sich einige der Soldaten mit einer hartnäckigen Krankheit angesteckt und sind seit einigen Tagen in Isolation. Die vor Ort befindlichen Feldscher wissen diese Krankheit bisher nicht einzuordnen oder gar zu behandeln.
Der größte Teil der terwaner Bevölkerung ist bereits nach Westen geflohen oder hat solange dies noch möglich war in den Festungen Schutz gesucht. Da die Zuwege zu den Burgen inzwischen komplett unpassierbar sind kommen die spärlichen Neuigkeiten aus diesem Gebiet meist nur mittels Brieftauben nach Westen.
Am Crespo haben die dunklen Horden den Übergang über den Fluss zwischen der Burg Marschen und der Stadt Marsten erobert und gesichert. Ihr Vorstoß geht dort mit unverminderter Geschwindigkeit in Richtung der Verteidigungslinie bei Weltengrund weiter. Ein Teil ihrer Streitmacht hat bei Hagberen die Linien durchbrochen und ist bis nach Hammerstein vorgedrungen. Durch dieses Manöver konnten Sie den trawonischen Verteidigern nahe Armag in den Rücken fallen und diese so zu einem Rückzug über den Crespo bei Appelsing zwingen. Die Dunklen Truppen sprengten anschließend die beiden strategisch wichtigen Brücken bei Appelsing und machten somit eine mögliche Versorgungslinie nach Armag unmöglich. Die Bewohner dieser Stadt haben sich hinter die Mauern zurückgezogen und werden nun von den Dunklen belagert. Auch hier scheint es eher darum zu gehen, die dortigen Kräfte zu binden, anstatt sie direkt anzugreifen oder die Stadt zu erobern.
Nahe der Stadt Weltengrund gab es in den letzten Wochen zahlreiche verlustreiche Kämpfe. Trotz ihrer hohen Aufopferungsbereitschaft konnten die Verteidiger oft nur tatenlos zusehen, wie sich größere Truppenverbände unbehelligt im Eilmarsch durch die nahen Wälder in Richtung Norden absetzen konnten.
Ein vereintes Heer aus faldener Armee und Truppen des Ordens der Gerechtigkeit hat sich am Übergang des Niederfreks, einem Seitenarm des Freks, nahe Kosbrück gesammelt und ist bereit, sich dem Feind in den Weg zu stellen. Erst in einigen Tagen werden hier Neuigkeiten erwartet.
Der Schneefall hat Ende dieses Monats nun endlich eingesetzt und das Reich wird Stück für Stück von einer weißen Schneedecke eingehüllt. Die Grauen des Krieges sind für einen kurzen Moment vor unseren Augen verborgen, aber nicht vergessen.
Dezember im 529 Jahr n.d. Chaos
Beunruhigende Gerüchte aus den fernen Gebieten nördlich des Heiligen Reichs des Mortem haben ihren Weg zu uns gefunden: Nördlich des Weißen Limes, der die von den Grünländer Elfen bewohnten Wälder und Landstriche beschützt, hat sich in den vergangenen drei Monaten scheinbar ein sehr großes Truppenkontingent der Dunklen gesammelt, das angeblich bereits im Oktober auf den Weißen Limes zu marschierte.
Dieser beeindruckende Befestigungswall hat das bereits seit vielen Jahren zu Amatyrill gehörende, ehemalige grünländische Gebiet bislang vor dem dunklen Zugriff geschützt. Es gibt zudem unbestätigte Berichte über einen höheren Untoten, der die Truppen der Dunklen als Tool’Shar’Nai anführen soll. Die Besatzung des Walles ist zwar seit dem Marsch der Kleriker der Reinheit nach Kerarwed deutlich geschrumpft, aber die Elfen sind zuversichtlich, den Weißen Limes weiterhin halten zu können. Die Elfen Amatyrills haben damals schon der drohenden Besetzung durch Torog Nai standgehalten und haben über die Jahre sicherlich nichts von Ihrer Kampfkraft eingebüßt. Wie es momentan um diese “neue” Nordfront steht, ist ungewiss.
In Ridan wurde inzwischen das ganze Ausmaß der Zerstörungen sichtbar. Mehr als 1500 Menschen sind bei den verheerenden Bränden oder durch den direkten Beschuss der Dunklen zu Tode gekommen. Die Hafenanlagen der Stadt sind weitestgehend zerstört und es wird sicherlich Jahre dauern, diese wieder aufzubauen. Was das für die Wirtschaft der Provinz bedeutet, ist bislang noch überhaupt nicht absehbar. Da seit dem Abkommen mit Nalven ein großer Teil des Handels mit den Südlanden über diesen Hafen abgewickelt wurde, dürfte der wirtschaftliche Schaden jedoch immens sein.
Große Truppenverbände der trawonischen Armee wurden nun endlich in Bewegung gesetzt, um den Vormarsch der Dunklen an strategisch wichtigen Stellen zu beenden. Doch der einsetzende Schneefall hält Truppen davon ab, den Crespo zu überqueren. Ein Marsch über die Brücke bei der Blutfeste würde Wochen dauern und so wird vermutet, dass die Verbände bei Terwan Stadt mit dem Gegenschlag gegen die Invasoren beginnen werden. Bereits vor einigen Wochen wurden weitere Einheiten des Einhornordens und des Ordens von Schwert und Kelch gemeinsam mit Truppenkontingenten aus Kalen, Rathon und Ra’kahal nach Faldena in Bewegung gesetzt. Diese sind mittlerweile vermutlich in den Wäldern von Borkhard und auf direktem Weg zur Front.
Aus dem bislang unbedeutenden Dörfchen Kosbrück wird von einer herben Niederlage des Truppenverbandes aus Falden und des Ordens der Gerechtigkeit berichtet. Unter erheblichen Verlusten konnten sich die überlebenden Soldaten gerade noch in das sichere Alwyn zurückziehen. Kosbrück ist nun fest in dunkler Hand und mit ihm steht der Zugang nach Falden weit offen. Im Anschluss an dieses verlustreiche Gefecht gab es erste Berichte, wie es zu dieser unerwarteten Niederlage kommen konnte: Scheinbar haben es die Dunklen geschafft, die Posten zu umgehen und standen mitten in der Nacht plötzlich im Lager. Anschließend richteten sie ein wahres Blutbad unter den Verteidigern an. Nur wenigen Kämpfern gelang es überhaupt, Gegenwehr zu leisten. Die meisten Soldaten waren bereits in ihren Zelten getötet worden. Wie die dunklen Truppen es geschafft haben, die reißenden Fluten des Niederfreks zu überwinden, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
Die Seuche auf der Burg Marschen hat sich weiter ausgebreitet. Inzwischen gibt es mehrere Tote zu beklagen, die eindeutig dieser mysteriösen Krankheit zuzuschreiben sind. Weiter spricht man von einer fast vollständigen Infizierung der Burgbesatzung. Berichten zufolge wird das Ausheben notdürftiger Gräber durch fehlenden Kalk fast unmöglich und die Gefahr weiterer Krankheitsausbrüche dadurch noch verstärkt. Zu allem Unglück scheinen die Brunnen auch nicht mehr genug Wasser zu liefern, um die gesamte verbliebene Burgbesatzung zu versorgen. Möge Bahamuth ihren Seelen gnädig sein und ihnen Kraft schenken, dieses Unheil zu überstehen.
Noch immer strömt Bakuur für Bakuur über den Arwed nach Terwan und die von den Dunklen besetzten Gebiete in Terwan und Falden werden immer weiter verstärkt. Der Kerarwed ist fast zur Hälfte wieder in der Hand der Dunklen und nur einige wenige Gebiete im Osten sind noch nicht an den Feind gefallen. Die Situation im Kerarwed gilt zwar für den Moment als stabil und von der trawonischen Armee als kontrolliert, doch ist immer noch nicht absehbar, was der Feind unter anderem in Terwan und Falden noch plant. Zumindest ist das “Kibbenal-Manöver” gelungen. Bahamuth sei’s gedankt!
Weit hinter den Frontlinien stehen die Menschen in der Stadt Ridan vor den Trümmern ihrer Existenz. Zwar hat der Herzog Leomar der II. Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt, aber vorher gilt es erst einmal, die Überreste der zerstörten Häuser abzutragen. Dies wird mit großer Sicherheit noch sehr lange dauern und durch den Winter nicht gerade einfacher. Möge sich Bahamuth den armen Menschen erbarmen und ihnen Trost spenden in dieser Zeit!
Das Jahr endet für das trawonische Reich mit einem neu entflammten Krieg, der nie wirklich geendet hat, aber sehr lange ruhte. Am heutigen 31. Dezember ist das Land von einer dicken Schneeschicht bedeckt, doch werden die Gräuel des Krieges dadurch nur für einen Augenblick versteckt. Wir müssen daher zurückblicken auf ein Jahr voller Tod, Leid und Verheerung und sind doch voller Hoffnung für das neue Jahr. Denn der Kampfeswille des trawonischen Volkes ist weiterhin ungebrochen, so wie er es schon immer war, seitdem die Menschen das Licht unseres Herren Bahamuths in ihren Herzen erkannt haben. Nichts wird uns davon abhalten, den dunklen Feind in seine Schranken zu weisen, egal wie lange es dauert oder wie viele Opfer wir dabei zu beklagen haben werden. Das trawonische Land und auch sein Volk werden frei bleiben!! Möge Bahamuth uns die Stärke geben, dem Feind zu widerstehen und unsere Familien und geliebten Menschen zu schützen.
Tragödie in Terwan – Baron von Albingen und Sohn tot
6. Dezember 529 Baron Heribert von und zu Albingen und sein einziger Sohn sterben bei Abbruch des Raven-Staudamms.
Die erste Woche des Dezembers war ungewöhnlich warm für die Jahreszeit in der Grafschaft Weltengrund im Norden Terwans. Weder die Böden noch die Seen und die Flüsse waren zugefroren. Bereits seit Wochen setzten kleinere Verbände der dunklen Truppen Torog Nais über den Arwed und zogen eine Schneise der Verwüstung durch Terwan. Eine größere Streitmacht war zu erwarten.
Die wahrscheinlichste Passage für ein Heer aus der Grafschaft Armag kommend nach Falden zu gelangen, war nicht die Hauptstraße über Weltengrund. Diese führt durch die engste Stelle des Albatals. Hier wäre es ein Leichtes mit wenigen Verteidigern der Armee der Torogs empfindliche Verluste zuzufügen. Man musste vermuten, dass dies auch dem Feind bekannt wäre. Es war davon auszugehen, dass die Dunklen westlich davon die Alba über den Raven-Staudamm überqueren würden. Die ebenen Walwege inmitten der Weizenfelder der Baronie Albingen wären fast ohne Anstrengung zu befahren. Darüber hinaus böten sich auf beiden Seiten der Wege ausgedehnte Lagerflächen.
Der Raven-Staudamm mit seinen 12 Schritt Höhe war im Jahre 138 von Baron Giselher von und zu Albingen am Abfluss des loch Raven errichtet worden. Damals wurden die großteils sumpfigen Böden trockengelegt. Das aufgestaute Wasser versorgte ein Netz von Kanälen, mit denen die nur sehr fruchtbaren Felder der Baronie gezielt bewässert werden konnten. Außerdem diente der Damm als Brücke über die Alba, die so breit war, dass sie von zwei Fuhrwerken nebeneinander befahren werden konnte.
Trotz der immensen wirtschaftlichen Bedeutung des Ravendamms für die Baronie beschloss Baron Heribert von und zu Albingen ihn einzureißen. Das würde Torog Nai die Überquerung der Alba verwehren und einen Aufmarsch der Truppen auf den dadurch überfluteten Feldern verhindern. Mit Hilfe von Ingenieuren und Alchimisten entwickelte er einen Plan, den Ravendamm bis an die Sohle zu durchbrechen und unpassierbar zu machen, ohne jedoch einen Wiederaufbau für alle Zeiten zu vereiteln. Am 6. Dezember war es soweit. Es fanden sich über hundert Schaulustige und Unterstützer ein. Auch die Zahl der Freiwilligen, welche die gefährliche Aufgabe übernehmen wollten, die alchimistischen Granaten zu zünden, war groß. Doch Baron Heribert bestand darauf, das Werk seines Vorfahren nur eigenhändig zu zerstören.
Also ritt er auf seinen stolzen Apfelschimmel Zirrus zur Mitte des Staudamms. Von dort aus kletterte er mittels einer Strickleiter auf einen Holzsimms, der angebracht worden war, um die vier Bohrlöcher mit den Granaten darin schnell erreichen und noch schneller verlassen zu können. Die Zeit von der Zündung der Lunten bis zur Explosion war so bemessen worden, dass es möglich sein musste, die Strickleiter zu erklimmen und zu Pferde den Damm zu verlassen.
Nun zündete der Baron wie geplant die Granaten von rechts nach links. Als er damit fertig war und gerade die dritte Strebe der Strickleiter erklommen hatte, tat es einen gewaltigen Knall und es schoss Rauch und Staub aus dem zweiten Bohrloch sowie aus einigen Ritzen in Straßenpflaster. Das Schlachtross bäumte sich erschrocken auf, riss sich los und galoppierte in Panik davon. Dabei lockerte sich eines der Seile der Strickleiter, woraufhin Baron Heribert beinahe abstürzte und ins Schwingen geriet. Behende kletterte er weiter nach oben an dem verbleibenden Seil. Das dauerte natürlich länger als das Erklimmen einer Leiter.
Inzwischen kam sein Sohn Leif Dragan mit einem zweiten Pferd im Schlepptau von dem sicher entfernten Hügel, von wo aus das Gefolge die Sprengung beobachtete, dem Vater zur Hilfe geritten.Baron Heribert erreichte die Brüstung, hob sich darüber und begann zu laufen, während ihm sein Sohn in wilder Hatz entgegen galoppierte. Die beiden trennten nur noch zehn Schritte, als das Inferno losbracht. Fast gleichzeitig detonierten alle vier Granaten. In ohrenbetäubendem Lärm verwandelte sich der Damm in eine gigantische Wolke aus Staub und Steinen. Man sah, wie der junge Leif und die zwei Pferde in die Luft geschleudert wurden. Das Wasser des Loch Raven schoss zuerst in Strahlen auf die Ebene zu, um kurz darauf als riesige Flutwelle Brocken des Staudamms sowie den unglücklichen Jungen und die beiden Pferde ins flache Land hinaus zu wälzen.
Unzählige der treuen Bauern sprangen in die Fluten und schwammen hinterher, um den Jungen zu retten, aber alle Hilfe kam zu spät. Leif Dragan und die zwei Rösser konnten nur tot geborgen werden. Sein Vater Baron von Albingen war in Stücke gerissen und unter den Trümmern begraben worden. Nach Tagen der Suche fand man nur seine Gürtelschnalle, die Hutfeder und seine rechte Hand, die immer noch den Trauring trug.
Diese furchtbare Tragödie bedeutet das Ende der Dynastie derer von Albingen. Der verstorbene Heribert war der 18. Baron von und zu Albingen, der verstorbene fünfzehnjährige Leif Dragan der einzig verbliebene Sohn. Heriberts Gemahlin Sigrid von Dornbluth und drei weitere Kinder waren vor drei Jahren der Kronenseuche zum Opfer gefallen. Das Geschlecht von Albingen -ursprünglich aus Falden stammend- hatte die Baronie vor 489 Jahren verliehen bekommen. Das Wappen der Familie, welches durch einen Ritter, reitend auf einem goldenen Hirschen auf blauen Grund geziert wird, erinnert an die Legende von Sha´´‘ `‘grill, deren Protagonist ein Vorfahr der Albinger war.
Gräfin Elydia von Weltengrund verliert n.e.A. in tiefer Trauer einen treuen und allzeit verlässlichen Vasallen, der zu Kriegs- wie zu Friedenszeiten stets ein tatkräftiger Gefolgsmann und kluger Ratgeber war. Die Bevölkung der Baronie wird ihrer Herrschaft in Trauer und Dankbarkeit gedenken. Zu den zahllosen großen Errungenschaften für das Volk zählen besonders die Staudämme, des Netz von Kanälen und Walwegen, sowie die Gründung des Ortes Albingen. Nicht zuletzt auch die beschriebene heroische Tat Heriberts, die bis heute den Landstrich vor den Übergriffen der dunklen Truppen bewahrt hat.
Nachtrag: Ergebnisse der Untersuchungskommission
Die verfrühte Explosion, die die Ursache der verhängnisvollen Ereignisse war, welche zum Tod von Baron Heribert von und zu Albingen und Leif Dragan von Albingen führten, lässt sich auf menschliches Versagen durch unsauberes Arbeiten zurückführen. Nach dem Einbringen der Granaten in die Bohrlöcher mussten diese noch einmal geöffnet werden, da die ursprünglichen Lunten zu kurz waren. Dabei wurde wohl eine kleine Menge des Sprengpulvers verschüttet. Dies bewirkte die vorzeitige Detonation. Der verantwortliche Adept bedauert seinen Fehler und hat sich zur Buße freiwillig an die vorderste Front in den Kerarwed als Soldat gemeldet.